Valletta/Berlin. . Daphne Caruana Galizia ließ sich nicht einschüchtern. Mit ihren Enthüllungen brachte sie mächtige Politiker und Unternehmer auf Malta in Bedrängnis. Die Nachricht von dem brutalen Mord an ihr am Montag löst nun weltweites Entsetzen aus. Und wirft ein Schlaglicht auf das Geflecht von Wirtschaft und Politik in dem Inselstaat.

Daphne Caruana Galizia ließ sich nicht einschüchtern. Mit ihren Enthüllungen brachte sie mächtige Politiker und Unternehmer auf Malta in Bedrängnis. Die Nachricht von dem brutalen Mord an ihr am Montag löst nun weltweites Entsetzen aus. Und wirft ein Schlaglicht auf das Geflecht von Wirtschaft und Politik in dem Inselstaat.

Wer den Sprengsatz unter ihrem Wagen deponierte, ist noch nicht bekannt. Die Polizei fand den verbrannten Leichnam auf dem Fahrersitz ihres kleinen Peugeot. Kriminalexperten aus den Niederlanden und den USA sollen den Tatort in der Gegend von Bidnija im Norden Maltas jetzt untersuchen.

Die 53-jährige Galizia gehörte zu einem internationalen Recherchenetzwerk, das im April 2016 die Panama Papers veröffentlicht hatte – Dokumente, die zeigen, wie Drogenbosse, Politiker und Prominente mit Briefkastenfirmen auf Panama Geld versteckt haben. Galizias Recherchen zufolge war auch die Frau des maltesischen Premierministers Joseph Muscat an einer Firma in Panama beteiligt. Muscat nennt dies eine Lüge. Zwischen dieser Firma und einem Bankkonto in Aserbaidschan – dem Land, aus dem Malta Gas bezieht – sollen hohe Summen geflossen sein. Mit ihren Enthüllungen löste Galizia eine politische Krise aus, die zu einer Neuwahl führte, aus der der Premier als Sieger hervorging. Ausländische Beobachter vermuten Wahlbetrug.

Verheerende Verbindungen zwischen Wirtschaft und Politik

Muscat gibt sich nun betroffen: „Jeder weiß, dass Caruana Galizia eine scharfe Kritikerin von mir gewesen ist, sowohl politisch als auch persönlich, aber niemand kann diesen barbarischen Akt auf irgendeine Art rechtfertigen.“ Die Journalistin war von Muscat verklagt worden, nachdem sie über die Beteiligung seiner Ehefrau an der Briefkastenfirma schrieb.

Die EU-Kommission rief die Behörden auf der Mittelmeerinsel dazu auf, ihre Arbeit zu tun. „Präsident Jean-Claude Juncker und die Kommission verurteilen diesen Anschlag mit den schärfstmöglichen Worten“, sagte Sprecher Margaritis Schinas in Brüssel. „Wir setzen darauf, dass das geahndet wird.“ Doch der grüne EU-Abgeordnete Sven Giegold will den Fall nicht Malta allein überlassen und fordert Maßnahmen der EU. „Der Mord an Galizia ist ein Anschlag auf Europas demokratische Werte.“ In Europa regiere der Rechtsstaat, nicht die Mafia, so Giegold. Die kriminelle Energie und engen Verbindungen zwischen politischer und wirtschaftlicher Elite in Malta seien verheerend. „Malta ist ein Mekka für Geldwäscher und Steuervermeider.“

Auch der CDU-Europaabgeordnete Werner Langen spricht davon, dass „Malta ein korruptes System“ sei. Dies gelte nicht nur für die Regierungspartei, sondern auch für die Opposition. Die Insel, die seit 2004 Mitglied der EU ist und in der ersten Hälfte dieses Jahres die EU-Ratspräsidentschaft innehatte, sei „weit von demokratischen Standards entfernt“. Es gebe dort keine freie Presse und keine unabhängige Justiz. So würden die Behörden die juristischen Verfahren des Premierministers gegen die Journalistin mit Hochdruck vorantreiben. Die Verfahren dagegen, die aufgrund von Galizias Enthüllungen gegen Regierungsmitglieder angestrengt worden seien, kämen nicht voran.

Langen ist Vorsitzender des Untersuchungsausschusses im EU-Parlament, der prüfen soll, welche Konsequenzen sich aus den Panama-Papieren ergeben. Er hat Galizia im Februar dieses Jahres selbst gesprochen. Damals hatten sich die EU-Abgeordneten mit fünf Journalisten getroffen. Langen beschreibt Galizia als eine „rigorose, direkte und offene“ Frau. Die Journalistin und Bloggerin sei die treibende Kraft bei der Korruptionsbekämpfung auf Malta gewesen.

Am heutigen Mittwoch wird der Untersuchungsausschuss erste Teile des Abschlussberichts beraten.