Düsseldorf. . NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) über ihr Pilotprojekt „FIT in Deutsch“, das bereits Ende Oktober erstmals in acht Städten anläuft.
Als die neue NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) vor gut zwei Monaten erstmals Ferienkurse für Flüchtlinge ins Gespräch brachte, wurde sie zunächst nur belächelt. Die unterrichtsfreie Zeit sei dem System Schule heilig, hieß es. Doch bereits in den anstehenden Herbstferien füllen erstmals Flüchtlingskinder die verwaisten Klassenräume der Schulen in Nordrhein-Westfalen und lernen Deutsch, wie Gebauer im Gespräch mit Landeskorrespondent Tobias Blasius verriet.
Frau Ministerin Gebauer, Sie haben bei Amtsantritt die Integration von Flüchtlingskindern in den Regelunterricht an den NRW-Schulen als ein wichtiges Ziel benannt. Wie soll das klappen?
Gebauer: Ich habe es immer für den falschen Ansatz der Vorgängerregierung gehalten, Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse einfach in Regelklassen zu setzen und das Integration zu nennen. Das überfordert die zugewanderten Kinder ebenso wie die Lehrer. Wir müssen neben den klassischen Vorbereitungsklassen für Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund auch unkonventionelle Wege gehen, um diese Schülerinnen und Schüler sprachlich schneller fit zu machen. Nur so können sie dem Unterricht auch wirklich folgen.
An welche Wege denken Sie dabei konkret?
Wir werden bereits in den anstehenden Herbstferien unter dem Titel „FIT in Deutsch“ erstmals ein Ferien-Intensivtraining für Flüchtlingskinder als Pilotprojekt anbieten. Zunächst sind daran landesweit acht Schulen aus allen fünf Regierungsbezirken beteiligt. Gruppen von 16 bis 20 Schülern werden dabei von jeweils zwei Sprachbegleitern sieben Tage lang jeweils sieben Stunden lang unterrichtet unter anderem mit digitalen Lernmaterialien. Ich verspreche mir davon, dass zusätzlich zur schulischen Sprachförderung so die Deutschkenntnisse der Kinder in kurzer Zeit deutlich verbessert werden können.
Warum Ferienkurse?
In den Ferien stehen die Schulen leer und viele Flüchtlingskinder sitzen lernwillig zuhause. Da liegt es für mich nahe, ihnen ein Angebot zu machen, um schneller fit in Deutsch zu werden. Sowohl Lehrer wie Kinder und Jugendliche nehmen freiwillig an den Ferienkursen teil.
Wie wollen Sie Lehrer motivieren, in den Ferien zu arbeiten?
Als vor einigen Wochen mein Vorschlag bekannt wurde, Ferienkurse für Flüchtlingskinder zu organisieren, habe ich jede Menge positive Rückmeldungen aus den Lehrerkollegien des Landes bekommen. Viele haben sofort gefragt, wann und wo sie mitmachen können. Wir bieten zweitägige Schulungen für jeden Sprachbegleiter an, um die Arbeit mit den jungen Flüchtlingen zu erleichtern. Gemeldet haben sich erfahrene Lehrer, aber auch Referendare oder Lehramtsstudenten.
Wie wollen Sie die Extra-Arbeit in den Ferien bezahlen?
Für das Pilot-Projekt in den kommenden Herbstferien habe ich 100 000 Euro veranschlagt. Die Lehrer, die sich in den Ferienkursen engagieren, sollen etwa 30 bis 35 Euro pro Stunde hinzu verdienen können.
Wie viele Flüchtlingskinder können Sie 2018 erreichen?
Wir starten jetzt in den Herbstferien Ende Oktober zunächst in den Städten Dortmund, Gütersloh, Wuppertal, Remscheid, Köln, Brühl, Münster und Herten. Im kommenden Jahr sind dann landesweit 600 Ferienkurse in den Oster-, Sommer- und Herbstferien unser Ziel. Damit würden wir 9500 Schüler erreichen. Das bringt uns bei der Integration der Flüchtlingskinder in den Regelunterricht spürbar einen großen Schritt weiter.