Düsseldorf. . Morgens um halb elf lässt Marcus Pretzell im Fraktionssaal der AfD die Bombe platzen. Er wolle nicht mehr mitmachen, sagt er seinen verdutzten Kollegen. Nicht in der Partei und nicht in der Fraktion. Der Chef der NRW-AfD und Vorsitzende der Landtagsfraktion wirft nur zwei Tage nach dem Erfolg seiner Partei bei der Bundestagswahl die Brocken hin. Lange diskutieren die Abgeordneten hinter verschlossener Tür mit ihrem Chef. Umstimmen kann ihn niemand, und nur einer, Fraktionsvize Alexander Langguth, folgt ihm spontan auf seinem Weg raus aus der AfD. Ohne Kommentar und mit mürrischer Miene stürmt Pretzell anschließend an den wartenden Journalisten vorbei und verschwindet hinter einer Glastür. Er hinterlässt einen politischen Scherbenhaufen.

Morgens um halb elf lässt Marcus Pretzell im Fraktionssaal der AfD die Bombe platzen. Er wolle nicht mehr mitmachen, sagt er seinen verdutzten Kollegen. Nicht in der Partei und nicht in der Fraktion. Der Chef der NRW-AfD und Vorsitzende der Landtagsfraktion wirft nur zwei Tage nach dem Erfolg seiner Partei bei der Bundestagswahl die Brocken hin. Lange diskutieren die Abgeordneten hinter verschlossener Tür mit ihrem Chef. Umstimmen kann ihn niemand, und nur einer, Fraktionsvize Alexander Langguth, folgt ihm spontan auf seinem Weg raus aus der AfD. Ohne Kommentar und mit mürrischer Miene stürmt Pretzell anschließend an den wartenden Journalisten vorbei und verschwindet hinter einer Glastür. Er hinterlässt einen politischen Scherbenhaufen.

Dass der AfD-Landesverband tief gespalten ist, dass Streit und Intrige bisher jeden Parteitag prägten, ist kein Geheimnis. Nun aber, unmittelbar nach der Bundestagswahl, häutet sich die Partei mit atemberaubender Geschwindigkeit. Das Ehepaar Frauke Petry und Marcus Pretzell verlässt ein Schiff, das zwar nicht sinkt, aber sichtbar nur in eine Richtung steuert: weit und immer weiter nach Rechtsaußen.

„Nach dem 24. September kommt es zum Showdown in der AfD“, wurde zuletzt in der Fraktion gemunkelt. Dann werde abgerechnet zwischen „Realos“ und „Nationalisten“. Dieses Duell wird es nicht geben. Petry und Pretzell, die Protagonisten des sich als „bürgerlich-konservativ“ verstehenden Flügels, machen einfach nicht mehr mit. Ob sie eine andere Partei gründen wollen, ist noch unklar.

Auffallen durch Tabubrüche und Eklats

Ähnlich wie seine Gegenspieler Alexander Gauland und Björn Höcke fiel auch Marcus Pretzell durch Tabubrüche und Eklats auf. So fand er es 2015 „selbstverständlich“, die deutschen Grenzen als „Ultima Ratio“ mit Waffengewalt gegen Flüchtlinge zu sichern. Zuletzt mäßigte er seinen Ton, und als er kürzlich im Landtag auf die Regierungserklärung von Ministerpräsident Armin Laschet reagierte, wunderten sich viele Zuschauer. „Hat der Kreide gefressen?“, hieß es. FDP-Chef Lindner sagte süffisant: „Jeder CSU-Bundestagsabgeordnete ist beim Thema Zuwanderung schärfer als Sie.“

Pretzells Gegenspieler in NRW, Martin Renner, gerade in den Bundestag gewählt und Gründungsmitglied der AfD, dürfte den Rückzug des Rivalen zufrieden zur Kenntnis nehmen. Moderat ist Renner, der am äußersten rechten Rand der Partei steht, allenfalls im Tonfall. Seine Botschaften sind radikal. Er sagt, die AfD müsse „systemgenetisch eine rechte Partei sein“. Die Bürger wähnt er als „Systemsklaven“, der Staat leide unter „sozialistischer Versiffung und Barbarei“. Renner hat schon angedeutet, dass er am 14. Oktober beim Landesparteitag in Wiehl wieder für den Vorsitz kandidieren möchte. Ein echter Konkurrent für ihn ist nun nicht mehr in Sicht.

Die Landtagsfraktion wird voraussichtlich in der nächsten Sitzung einen neuen Vorsitzenden wählen. Noch traut sich keiner, den Hut in den Ring zu werfen, aber es kursieren Namen: Andreas Keith, Markus Wagner oder Helmut Seifen. Sie sind, wie fast alle Fraktionsmitglieder, Gefolgsleute von Pretzell. Die Einigkeit der AfD im NRW-Landtag hielt nur ein Vierteljahr. Weitere Abspaltungen sind nicht ausgeschlossen.