Berlin. . Für die Grünen ist es ein Abend der Erleichterung. „Hey. Wow“, sagt Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt. Ihre Anhänger im Vollgutlager in Berlin jubeln. „Wer hätte das gedacht?“ Neben ihr steht Co-Spitzenkandidat Cem Özdemir. Auch auf seinem Gesicht vor allem Erleichterung. Es ist ein schöner, aber kein perfekter Abend für die Grünen. Für eine ausgelassene Party ist die AfD einfach zu stark.
Für die Grünen ist es ein Abend der Erleichterung. „Hey. Wow“, sagt Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt. Ihre Anhänger im Vollgutlager in Berlin jubeln. „Wer hätte das gedacht?“ Neben ihr steht Co-Spitzenkandidat Cem Özdemir. Auch auf seinem Gesicht vor allem Erleichterung. Es ist ein schöner, aber kein perfekter Abend für die Grünen. Für eine ausgelassene Party ist die AfD einfach zu stark.
Das Ergebnis der Grünen ist wahrscheinlich das zweitbeste in der Geschichte der Partei. Dabei sah es lange so aus, als würden die Grünen schwächer abschneiden als 2013. Es ist die Geschichte eines unerwarteten Aufschwungs.
Die Spitzenkandidaten haben zwar ihr erstes Ziel, die Grünen zweistellig zu machen, nicht erreicht. Das zweite Ziel – die Partei an die Regierung zu bringen – könnte aber klappen. Göring-Eckardt und Özdemir könnten Minister werden.
Also Schwarz-Gelb-Grün statt Großer Koalition? Jamaika? Das klingt so locker, entspannt. Nach Spaß und wenig Arbeit. Doch der Weg dahin wird steinig. Vor allem für die Grünen: In einer schwarz-gelb-grünen Koalition wären sie aus ihrer Sicht das linke Korrektiv für mehr Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Es könnte so laufen: Union und FDP machen ein paar Zugeständnisse an die Öko-Partei, etwa bei den Kohlekraftwerken, dem Verbrennungsmotor oder einer besseren Bildung für alle Kinder. Die Grünen brauchen auch Erfolge in der Sozialpolitik, damit SPD und Linke sie nicht wirksam als Verräter des linken Lagers brandmarken können. Göring-Eckardt kündigt am Wahlabend an, dass es nicht leicht wird: „Wir werden kein einfacher Partner sein.“ Auch Özdemir legt die Latte hoch: „Wir wollen dieses Land verändern.“ Ein Argument, das beide Spitzenkandidaten für Jamaika liefern: Man muss sich der Verantwortung stellen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagt, dass man ernsthaft über eine Regierungsbeteiligung verhandeln werde.
Die Frage ist nun, ob der linke Parteiflügel pragmatisch denkt und mit Union und FDP regieren will: Noch vor einem Jahr konnte sich das kaum jemand vorstellen. Die Parteilinke träumte eher von einem „Breilibü“ – ein breites linkes Bündnis aus SPD, Grünen und Linken.
Wie flexibel die linken Grünen werden könnten, deutet sich jedoch am Wahlabend an: Hofreiter gratuliert der Union, die ja schließlich stärkste Kraft geworden sei. Da klingt der Alt-Linke Jürgen Trittin schon anders: „Die CDU muss ökologischer werden. Die FDP muss sozialer werden. Und die CSU muss liberaler werden.“
Die Grünen können selbstbewusst in die Sondierungen gehen. Viele in der Partei fürchten allerdings in einer möglichen Jamaika-Koalition eine aggressiv und provokativ auftretende CSU. Die angeschlagenen Christsozialen wollen ihre absolute Mehrheit bei der bayerischen Landtagswahl in einem Jahr verteidigen. Die Grünen stehen vor harten Wochen und Monaten.