Essen. . NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst bekannte sich auf dem Essener Mobilitätsgipfel zur Radautobahn Ruhr. Dem Straßenbau gehöre aber die Priorität.

Hendrik Wüst ist erst wenige Monate im Amt. Der neue NRW-Verkehrsminister erweist sich aber durchaus als ziemlich sattelfest. Umstandslos schwingt sich der 42-jährige Youngster im Kabinett von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für die Fotografen aufs Rad, rollt den Kameras im eng geschnittenen Anzug beherzt entgegen und wiederholt die Prozedur auf Bitten der Journalisten geduldig gleich ein paar Mal. Radfahren, so soll die Botschaft lauten, ist für den aus dem Radlerparadies Münsterland stammenden neuen Verkehrsminister wohl mehr als ein politisches Statement, sondern auch ein Stück Alltag.

Später, auf dem Podium der „Mobilitätskonferenz Ruhr“ in der Essener Messe, bezeichnet sich Wüst selbst als „begeisterten Radfahrer“ und bekennt sich klar zum Ausbau des Radschnellwege-Netzes in NRW. Vorbild und Kernstück des im Endausbau aus sieben Radautobahnen bestehenden Netzes ist der bereits in Teilen fertige RS 1 im Ruhrgebiet, über dessen Finanzierung lange gestritten wurde.

Vérkehrsinfarkt

Die Absichtserklärung des Ministers kommt also zur rechten Zeit. Immer mal wieder war spekuliert worden, ob das auf 180 Millionen Euro Gesamtkosten taxierte Vorzeigeprojekt der abgewählten rot-grünen Landesregierung trotz eindeutiger Bekenntnisse im schwarz-gelben Koalitionsvertrag nicht doch auf der Kippe steht. Wüst legte sich in Essen nun eindeutig fest: „Machen Sie sich keine Sorgen, wir sind ein verlässlicher Partner“, sagte der Minister vor über 250 Konferenzteilnehmern.

Mobilität von Tür zu Tür, digitale Ticket- und Auskunftssysteme für das mobile Internet, die Ruhrbahn in Essen und Mülheim als neue städteübergreifende Verkehrsallianz, die Pläne für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) und die stärkere Vernetzung von Bus und Bahn mit dem Rad: Dies waren die anderen bestimmenden Themen auf dem Branchentreffen in Essen, das unter Federführung des Regionalverbandes Ruhr (RVR) und des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) zahlreiche Akteure aus der in der Außendarstellung oft zersplittert wirkenden Rhein-Ruhr-Verkehrbranche erstmals an einen Tisch holte.

Planungskapazitäten zukaufen

Nicht zuletzt der Auftritt des neuen NRW-Verkehrsministers war mit Spannung erwartet worden, gilt doch die Bewältigung des Verkehrsinfarkts an Rhein und Ruhr als eines der Schlüsselprojekte im schwarz-gelben Regierungsprogramm. Weite Teile der Straßen, Brücken, Autobahnen und Gleisanlagen sind sanierungsbedürftig. Erfolg oder Misserfolg der neuen NRW-Regierung dürfte sich also auch an der Frage entscheiden, ob es gelingt, NRW als bundesweites Stauland Nummer eins aus den Schlagzeilen zu holen. Schwarz-Gelb steht hier unter besonderer Beobachtung, weil CDU und FDP der rot-grünen Vorgängerregierung im Wahlkampf schwere Versäumnisse in der Verkehrspolitik vorgeworfen und versprochen hatten, es selbst besser zu machen.

Für Hendrik Wüst ist der Zustand der Straßen in NRW denn auch „erstes Thema“. Sanierung und Ausbau hätten für die Landesregierung „oberste Priorität“. Dabei dürfe es nicht nur um „Flickschusterei“ gehen. „Wir brauchen eine Kapazitätserweiterung, sonst sind die Netze dem künftigen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen“, betonte Wüst im Gespräch mit dieser Redaktion. Als Beispiel nannte der CDU-Mann den Ausbau von Autobahnen von vier auf sechs Spuren.

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    An Geld und politischem Willen fehle es nicht, so Wüst, wohl aber an Planern. Dem Mangel an Experten im Landesdienst will Wüst durch „Zukäufe von Planungskapazitäten aus der Privatwirtschaft“ entgegensteuern. Auch das Baustellenmanagement könne man verbessern. Wie das geht? Gebaut werden könne doch unter „voller Ausnutzung des Tageslichts, im Zwei-Schichten-Betrieb und an Samstagen“, sagte Wüst.