Berlin. . Deutschland wird sein Klimaziel für 2020 einer Studie zufolge viel weiter verfehlen als bislang gedacht: Statt den Treibhausgas-Ausstoß wie geplant um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, werde Deutschland nur rund 30 Prozent erreichen, heißt es in einer gestern veröffentlichten Studie des Instituts Agora-Energiewende.
Deutschland wird sein Klimaziel für 2020 einer Studie zufolge viel weiter verfehlen als bislang gedacht: Statt den Treibhausgas-Ausstoß wie geplant um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, werde Deutschland nur rund 30 Prozent erreichen, heißt es in einer gestern veröffentlichten Studie des Instituts Agora-Energiewende.
Die Bundesregierung hatte zwar bereits eingeräumt, das 40-Prozent-Ziel sei ohne zusätzliche CO2-Einsparungen nicht zu erreichen. Allerdings war man nur von einer Lücke von etwa fünf Prozentpunkten ausgegangen. Agora zufolge ist der Grund für die neue Berechnung, dass die Wirtschaft stärker als erwartet zulege und die Bevölkerung wegen der Zuwanderung kräftig gewachsen sei.
Die neue Bundesregierung müsse schnell nachlegen, um wenigsten noch in die Nähe der 40 Prozent zu kommen, sagte Agora-Direktor Patrick Graichen. „Nur 30 Prozent statt 40 Prozent weniger CO2 ist nicht ein bisschen daneben, das wäre eine krachende Verfehlung des Klimaziels für 2020.“
Das Bundesumweltministerium distanzierte sich von den Ergebnissen.„Die äußerst negative Einschätzung der Agora Energiewende teilen wir nicht“, kommentierte das Ministerium die Analyse der Denkfabrik. Viele im Rahmen des 2014 im „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ beschlossenen Maßnahmen begönnen erst zu wirken – wie, das werde voraussichtlich Anfang 2018 mit dem neuen Klimaschutzbericht dargelegt. Es sei unstrittig, dass nach der Bundestagswahl noch einmal „kräftig nachgesteuert“ werden müsse.
Die scheidende Bundesregierung hatte ein Paket beschlossen, das unter anderem die praktische Stilllegung einer Reihe von Kohlekraftwerken auf Kosten der Stromkunden vorsieht. Eine neue Regierungskoalition hat bis 2020 jedoch nur noch wenig Zeit, weitere Vereinbarungen zu treffen, zumal vor neuen Einschnitten bei der Kohleverstromung zunächst eine Kommission ab 2018 tagen soll.
Umwelt- und Klimaschützer sowie die Grünen nahmen die Studie zum Anlass für Kritik an der Bundesregierung. Parteichef Cem Özdemir sagte, dass nicht wie im Pariser Klimaabkommen versprochen geliefert werde. „Die klimaschädlichen Emissionen sind seit acht Jahren nicht gesunken.“ Mit Blick auf den Wahlkampf konstatierte Karsten Smid von Greenpeace, dass der Klimaschutz zur Fußnote verkomme.