Duisburg. . Wähler der Stadt entscheiden am 24. September gleich dreifach: Über den Bundestag, den neuen Oberbürgermeister und das geplante Outlet-Center.
Das wird ein Super-Wahlsonntag am 24. September in Duisburg: Die Wähler der Halb-Millionenstadt machen in gut zwei Wochen nicht nur ihre Kreuze bei der Bundestagswahl, sondern entscheiden bei der Oberbürgermeister-Wahl am selben Tag, wer für die nächsten acht Jahre das Sagen im Rathaus hat. Und sie stimmen in einem Bürgerentscheid darüber ab, ob in Duisburg ein riesiges Designer-Outlet gebaut werden soll. Duisburg im Wahlfieber.
Mit einem überraschenden Coup machte Duisburgs SPD-Oberbürgermeister Sören Link den 24. September zunächst zur Doppel-Wahl: Im März kündigte das 41-jährige, 2012 gewählte Stadtoberhaupt kurzerhand an, ein Jahr vor dem Ablauf seiner Amtszeit zur Wahl anzutreten.
Und zwar zum Termin der Bundestagswahl. Das sollte der Stadt immerhin einige Hunderttausend Euro Wahlkosten sparen und der OB-Wahl im Schlepptau der Bundestagswahl eine stattlichere Wahlbeteiligung als die kärglichen 25 Prozent von 2012 bescheren.
Bundestagswahl als Zugpferd
Abstimmung Nummer 3 am 24. September ist das plebiszitäre Finale zur höchst strittigen Outlet-Frage. Investor Kurt Krieger will auf seiner Güterbahnhofsbrache, dem ehemaligen Loveparade-Gelände nahe der Innenstadt, Deutschlands größtes Design-Outlet-Center (DOC) mit bis zu 150 Läden errichten.
Erzwungen hat den Bürgerentscheid die Initiative „Ja zu Duisburg – Nein zum DOC“. Über 22 000 Unterschriften sammelte sie, unterstützt vom besorgten Duisburger Einzelhandel. Den Aderlass der City fürchten die Gegner durch das textile Riesen-Dorf, die Befürworter sehen darin eine Chance und das Ende des Stillstandes auf dem Flächen-Schandfleck.
Ausgang des Bürgerentscheids ist offen
„Der Bürger soll das letzte Wort haben“, hieß es. Und in der Tat kann der Bürgerentscheid wahrlich demokratisch legitimiert sein: Scheitern Bürgerentscheide oftmals an der geforderten Beteiligungshürde, dürfte das Zugpferd Bundestagswahl viele Duisburger auch ein Ja- oder Nein-Kreuzchen bei der DOC-Abstimmung machen lassen. Der Ausgang des Bürgerentscheids ist gänzlich offen.
Bei drei anstehenden Abstimmungen sind Duisburgs Laternenmasten und das Straßenbegleitgrün zuplakatiert wie nie. Dabei spielt die Bundestagswahl in der Stadt nur die dritte Geige. Das SPD-Duo „Basdemir“, die Abgeordneten Bärbel Bas und Mahmut Özdemir, dürften die angestammten SPD-Hochburgen in den beiden Wahlkreisen wohl verteidigen – wer dann im fernen Berlin die Macht hat, steht auf einem anderen Blatt. Für Duisburger eher auf dessen Rückseite.
Unzufriedenheit unter Migranten
Vorne steht: Wer hat die Macht vor Ort, im Duisburger Rathaus? Für den SPD-OB Link, der dem nach der Loveparade-Tragödie abgewählten Adolf Sauerland (CDU) folgte, gerät die Wahl zur Bilanz seiner fünfjährigen Amtszeit. Der Amtsinhaber ist Favorit, gibt sich zuversichtlich. Eine Schlappe in der großen Revierstadt läge auch der gebeutelten NRW-SPD schwer im Magen.
Spannung in den OB-Wahlkampf kam mit der Kandidatur des parteilosen Gerhard Meyer (57), den CDU, Bündnisgrüne und weitere kleinere Wählerbündnisse aus dem Hut zauberten. Entscheidend wird sein, ob Meyer die Nicht-Link-Wähler und/oder Verdrossene hinter sich versammeln und den Amtsinhaber zumindest zunächst in eine Stichwahl zwingen kann.
Auch National-Konservative streben das OB-Amt an
Unwägbar und nicht ohne Brisanz sind überdies Kandidaturen von zwei türkischstämmigen, national-konservativen Kandidaten, die erklärtermaßen Unzufriedenheit aus Moscheevereinen und Migrantenkreisen in Stimmen bündeln wollen. In Duisburg mit einem Anteil von bis zu 25 Prozent Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund ist das mehr als eine Petitesse.
Yasar Durmus, 47-jähriger Kranführer bei Thyssen-Krupp, tritt bei der OB-Wahl explizit gegen Link an und sagt klar: „Wir wollen diesen Oberbürgermeister nicht mehr.“ Auslöser für seine Kandidatur sind Reaktionen Links auf Tumulte nach einer Polizei-Verkehrskontrolle Ende Juni im Stadtnorden, die türkische Vereine als direkte Beleidigung empfanden. Jetzt soll Link seinen Denkzettel bekommen.
Eine besonders lange Wahlnacht
Auch der türkischstämmige Bundestagskandidat Burhanettin Datli (51) spricht von fehlgeschlagener Integration. Sie lässt ihn auch gegen den ebenfalls türkischstämmigen SPD-Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir antreten. Ein „ausländisch klingender Name“ sei immer noch Grund für Benachteiligungen, klagt Datli.
Der Wahlsonntag in Duisburg wird jedenfalls lang. Berlin hat Vorfahrt, erst wird die Bundestagswahl ausgezählt. Das kann dauern. OB-Kandidaten und die DOC-Lager müssen wohl bis in den späten Abend auf Ergebnisse warten.