Essen. . Der Anteil der Berufstätigen, die mit dem Auto zum Arbeitsplatz fahren, ist seit Jahren konstant hoch. Viele Revierstädte liegen über dem Schnitt.
Allen Debatten über Umweltschäden, Dauerstaus und Stress im Straßenverkehr zum Trotz bleibt das Auto für Berufspendler das Verkehrsmittel Nummer eins. Auf der täglichen Fahrt zur Arbeit schlägt es Busse, Bahnen und auch das Fahrrad um Längen. Knapp über 70 Prozent und damit mehr als zwei Drittel aller Erwerbstätigen an Rhein und Ruhr legten im vergangenen Jahr den Weg zum Job mit dem Auto zurück.
Wie das Statistikamt IT NRW am Montag nüchtern feststellte, blieb der Anteil des Pkw bei insgesamt deutlich gestiegenen Pendlerzahlen seit dem Jahr 2000 damit nahezu unverändert. Vor 16 Jahren fuhren rund 69 Prozent aller Erwerbstätigen mit dem Auto zur Arbeit. Absolut betracht ist die Zahl der Pkw-Pendler gestiegen, weil in Folge der Rekordbeschäftigung auch das Pendleraufkommen insgesamt wächst. Über 4,7 Millionen Berufstätige in NRW fuhren im vergangenen Jahr regelmäßig mit dem Auto zum Job, rund 350 000 mehr als noch zur Jahrtausendwende.
Die Pendler nutzten aber auch vermehrt Busse und Bahnen. Mit rund 880 000 Berufstätigen wurde hier ein neuer Höchstwert erreicht. Der Anteil der ÖPNV-Pendler blieb aber mit 13,1 Prozent aller Erwerbstätigen ebenfalls auf dem Niveau des Vergleichsjahres 2000 (13 Prozent). Zulegen konnte nur das Fahrrad. Mehr als eine halbe Million Beschäftigte pendeln inzwischen im Sattel zur Arbeit – macht eine Steigerung von 7,2 auf 8,1 Prozent am Berufsverkehr.
Blickt man auf Städte, Kreise und Regionen, gibt es im durch Befragungen ermittelten Pendlerverhalten allerdings sowohl gravierende Unterschiede als auch deutliche Veränderungen. So haben es einige Großstädte in Nordrhein-Westfalen geschafft, den Anteil der Autofahrer unter den Berufspendlern signifikant zu senken.
Am Ruhrgebiet ging diese Entwicklung freilich nahezu spurlos vorbei. Im Gegenteil: In fast allen Revierkommunen nahm der Anteil der Pkw-Fahrten zu. In Oberhausen, Mülheim und Bottrop liegt er über dem Landesschnitt von 70,2 Prozent, in Bochum, Essen und Gelsenkirchen nur knapp darunter (siehe Tabelle). Nur Bottroper Pendler nutzten etwas weniger das Auto: 75 Prozent waren es 2016, vor 16 Jahren lag der Anteil drei Prozentpunkte höher.
Münster ist die Radhochburg
Andere NRW-Städte haben bei der Entlastung der Straßen im Berufsverkehr dagegen klare Fortschritte gemacht. In der Landeshauptstadt Düsseldorf nutzt nur knapp jeder Zweite das Auto (48 Prozent), in der NRW-Pendlerhochburg Köln sind es sogar nur 47 Prozent. Auch in Bonn und Münster liegt der Anteil der motorisierten Berufspendler unter 50 Prozent. In vielen Städten sank zudem der Pkw-Anteil seit 2000, besonders deutlich etwa in Aachen (von knapp 61 auf 52 Prozent).
Entsprechend verschoben haben sich in diesen Städten die Anteile anderer Verkehrsmittel. In Düsseldorf und Köln liegt der ÖPNV im Berufsverkehr inzwischen bei über 30 Prozent. Die Fahrraddomäne Münster baute den Anteil der Radfahrer am Berufsverkehr von satten 29 auf rekordverdächtige 36,4 Prozent aus. Auch Düsseldorf, Bonn, Köln und Aachen punkten mit einer Radlerquote im zweistelligen Bereich.
Fahrten werden immer länger
Im Ruhrgebiet dagegen spielt das Rad trotz mancher Bemühungen um den Ausbau des Radwegenetzes im Berufsverkehr fast keine Rolle. In Dortmund liegt der Anteil ausweislich der Landesstatistik bei nicht einmal vier, in Essen sogar unter drei Prozent. In anderen Revierkommunen ist er gar nicht erst erfasst.
Die NRW-Pendlerstatistik zeigt auch, dass Berufstätige immer längere Wege zum Job zurücklegen. Fast jeder Fünfte nahm im vergangenen Jahr Fahrten von 25 Kilometern und mehr auf sich, vor 16 Jahren tat dies nur jeder Siebte.