An Rhein und Ruhr. . Bei den Trägern von Pflegeheimen in Nordrhein-Westfalen herrscht große Unruhe. Sie befürchten, dass Mitte 2018 bis zu 10 000 vollstationäre Pflegeplätze wegfallen könnten und mehrere Hundert Pflegeheime in eine wirtschaftliche Notlage geraten. Grund: Im kommenden Jahr treten neue, landesweit verbindliche Qualitätsstandards in Kraft, die viele Heime noch nicht erfüllen.
Bei den Trägern von Pflegeheimen in Nordrhein-Westfalen herrscht große Unruhe. Sie befürchten, dass Mitte 2018 bis zu 10 000 vollstationäre Pflegeplätze wegfallen könnten und mehrere Hundert Pflegeheime in eine wirtschaftliche Notlage geraten. Grund: Im kommenden Jahr treten neue, landesweit verbindliche Qualitätsstandards in Kraft, die viele Heime noch nicht erfüllen.
Wilfried Kehrbach, Leiter der Betriebswirtschaft bei der Diakonie in Nordrhein-Westfalen mit rund 600 Pflegeheimen, warnt vor einem Versorgungsengpass. „Wir haben schon jetzt Pflegeheime mit Wartelisten, weil wir in NRW zu wenig stationäre Pflegeplätze anbieten“, so Kehrbach. Müssten nun Plätze abgebaut werden, drohe das die Situation landesweit zu verschärfen.
Zum 31. Juli 2018 müssen unter anderem mindestens 80 Prozent der Schlafräume in einem Altenzentrum Einzelzimmer sein. Auf diese und weitere Qualitätsstandards verständigte sich der Landtag 2003 – seitdem wurden Schätzungen zufolge Hunderte Millionen Euro in Neu- und Umbauten investiert.
Zwischen zehn und 20 Prozent der Einrichtungen sind nach Auskunft der Verbände aber noch nicht modernisiert. Vor allem die Einzelzimmerquote birgt dort Probleme. Daher müssten Betten aus den Doppelzimmern geschoben, Plätze so abgebaut und die Heime verkleinert werden. Das mache sie unwirtschaftlich, so die Klage, weil weiter ein Stamm an Pflegepersonal vorgehalten werden müsse.
Otto Ludorff vom Verband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen befürchtet, dass Heime im äußersten Fall „vom Netz genommen“ werden müssten. „Wir brauchen mehr Zeit, um die Einzelzimmerquote umzusetzen“, stellt er klar. Die Politik habe wiederholt Wege zur Refinanzierung der Millioneninvestitionen verändert und aus Sicht der Träger verkompliziert. Das habe die Planungssicherheit verschlechtert. Auch fehlten oft Grundstücke für Neubauten.
Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) lehnte einen Aufschub ab. „Wer pflegebedürftig wird, möchte zumeist nicht in einem Doppelzimmer leben“, so der Minister. „Diesem Bedürfnis haben die Heime Rechnung zu tragen.“ Bei einer Umfrage des Ministeriums haben 72 von 516 Einrichtungen angegeben, dass sie die Quote nicht fristgerecht erfüllen können.