An Rhein und Ruhr. . Wird das Ruhrgebiet für die Niederlassung weiterer Hausärzte freigegeben, könnte das am Niederrhein und in anderen ländlichen Regionen den Notstand vergrößern. Das befürchten Krankenkassen, Kassenärztliche Vereinigungen und Patientenvertreter, sie fordern für die Freigabe weiterer Ärzte-Niederlassungen eine Übergangsfrist von mindestens zehn Jahren. Im Ruhrgebiet gibt es seit den 90er-Jahren weniger Hausärzte pro Einwohner als anderswo. Kommen auf jeweils 8500 Bürger hier vier Hausärzte, sind es in anderen Regionen fünf. Begründet wurde der Sonderstatus mit der besonderen Struktur des Reviers, weil hier Städte gewissermaßen ineinander über gehen, der Weg zum Arzt oder zum nächsten Krankenhaus (auch über Stadtgrenzen hinweg) kurz ist. 2013 wurde der Sonderstatus noch einmal erneuert, jetzt steht er zur Disposition. Denn die Sonderregelung läuft Ende 2017 aus, muss erneuert, überarbeitet oder gekippt werden. Letzteres scheint derzeit wahrscheinlich. Der zuständige Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen hatte dazu beim Berliner IGES-Institut ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben. Das liegt jetzt vor.

Wird das Ruhrgebiet für die Niederlassung weiterer Hausärzte freigegeben, könnte das am Niederrhein und in anderen ländlichen Regionen den Notstand vergrößern. Das befürchten Krankenkassen, Kassenärztliche Vereinigungen und Patientenvertreter, sie fordern für die Freigabe weiterer Ärzte-Niederlassungen eine Übergangsfrist von mindestens zehn Jahren. Im Ruhrgebiet gibt es seit den 90er-Jahren weniger Hausärzte pro Einwohner als anderswo. Kommen auf jeweils 8500 Bürger hier vier Hausärzte, sind es in anderen Regionen fünf. Begründet wurde der Sonderstatus mit der besonderen Struktur des Reviers, weil hier Städte gewissermaßen ineinander über gehen, der Weg zum Arzt oder zum nächsten Krankenhaus (auch über Stadtgrenzen hinweg) kurz ist. 2013 wurde der Sonderstatus noch einmal erneuert, jetzt steht er zur Disposition. Denn die Sonderregelung läuft Ende 2017 aus, muss erneuert, überarbeitet oder gekippt werden. Letzteres scheint derzeit wahrscheinlich. Der zuständige Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen hatte dazu beim Berliner IGES-Institut ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben. Das liegt jetzt vor.

Das Institut hält „den Sonderstatus des Ruhrgebiets in der gegenwärtigen Form für nicht mehr gerechtfertigt“. Die geringere Arzt- und auch Psychotherapeutendichte führe dazu, dass im Revier in der Regel deutlich mehr Fälle behandelt werden müssen. Ein sofortiges und vollständiges Angleichen der Verhältniszahlen an das bundesweite Niveau empfiehlt das IGES-Institut jedoch nicht. Die alleine 566 möglichen Zulassungen für Hausärzte im Ruhrgebiet mehr könnten höchstens schrittweise besetzt werden, weil schlicht der Mediziner-Nachwuchs fehlt. Deshalb empfiehlt IGES eine schrittweise Angleichung über mehrere Jahre. Das empfehlen Kassenärztliche Vereinigungen und Patientenvertreter auch mit Blick in die umliegenden Regionen. Denn im ländlichen Raum fehlt es schon jetzt an Hausärzten (s. Grafik). So teilt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein die Ergebnisse des IGES-Gutachtens, befürchtet aber zudem, dass es junge Ärzte bei zusätzlichen Kapazitäten dann eher ins Städtische als auf das Dorf ziehen würde. „Dies würde jedoch die hausärztliche Versorgungssituation in den peripheren Regionen des Ruhrgebiets – aber auch in den benachbarten Regionen, wie dem Niederrhein – gravierend verschärfen“, so die KV Nordrhein. Wie auch die KV Westfalen-Lippe und die gesetzlichen Krankenkassen in NRW strebt man deshalb einen Anpassungszeitraum „von mindestens zehn Jahren“ an. Diesen Zeitraum hält auch Robert Walter für realistisch, Vorsitzender des Sozialpolitischen Ausschusses des Sozialverbandes VdK in NRW und Patientenvertreter im Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen. „Einerseits darf das Ruhrgebiet nicht abgehängt werden, andererseits haben wir Regionen wie den Niederrhein, die in der tatsächlichen Versorgung noch schlechter dastehen“, so Walter. Es bestehe die Hoffnung, dass nach einer Übergangsfrist von mindestens zehn Jahren politische Maßnahmen für mehr medizinischen Nachwuchs oder die Attraktivitätssteigerung des Landarzt-Berufes gegriffen haben. Die Entscheidung im Bundesausschuss könne zum Jahreswechsel fallen, hofft Walter.

Der NRW-Gesundheitsminister hält die Sonderregel für das Ruhrgebiet ebenfalls für nicht mehr gerechtfertigt. Aber: Die tatsächliche Besetzung der Hausarzt-Sitze gestalte sich bereits jetzt äußerst schwierig. „Hier liegt nicht nur für das Ruhrgebiet eine erhebliche Herausforderung vor, sondern vor allem auch für viele ländliche Regionen, wo die Situation oftmals noch dramatischer ist“, so Karl-Josef Laumann zur NRZ. Um das Problem in den Griff zu bekommen, müssten mehr Allgemeinmediziner an den NRW-Unis ausgebildet werden.