Essen/Duisburg/Dortmund. . Mit dem Stahl will Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger die Keimzelle aus dem Konzern herauslösen, gegen den Widerstand von Betriebsrat und IG Metall verhandelt er mit dem indischen Konkurrenten Tata über eine Fusion. Doch die Konzernführung hat nicht nur mit den wehrhaften Stahlkochern zu kämpfen, ihr bereiten auch andere Sparten wie der Anlagenbau Sorgen. Hiesinger geht deshalb nun mit neuen Sparvorgaben durch sämtliche Divisionen. Allein in der Verwaltung sollen binnen drei Jahren weltweit bis zu 2500 Stellen wegfallen, die Hälfte davon in Deutschland. Treffen wird das vor allem die Standorte im Ruhrgebiet.
Mit dem Stahl will Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger die Keimzelle aus dem Konzern herauslösen, gegen den Widerstand von Betriebsrat und IG Metall verhandelt er mit dem indischen Konkurrenten Tata über eine Fusion. Doch die Konzernführung hat nicht nur mit den wehrhaften Stahlkochern zu kämpfen, ihr bereiten auch andere Sparten wie der Anlagenbau Sorgen. Hiesinger geht deshalb nun mit neuen Sparvorgaben durch sämtliche Divisionen. Allein in der Verwaltung sollen binnen drei Jahren weltweit bis zu 2500 Stellen wegfallen, die Hälfte davon in Deutschland. Treffen wird das vor allem die Standorte im Ruhrgebiet.
Sparen lässt der Schwabe Hiesinger, seit er den Konzern führt. „Impact“ hieß sein erstes Programm, das er 2011 startete. Es sollte die Kosten um rund 800 Millionen Euro im Jahr drücken, brachte zuletzt mit rund einer Milliarde sogar etwas mehr. Doch das reicht nicht, um das unter hohen Schulden und geringerem Eigenkapital leidende Dax-Schwergewicht finanziell zu sanieren. Seine Verwaltungskosten verglich der Konzern mit denen der Wettbewerber und befand sie für zu hoch. Die Kosten von derzeit 2,4 Milliarden Euro im Jahr sollen nun bis 2020 um 400 Millionen Euro sinken.
Dies vor allem durch Stellenabbau, der höchst unterschiedlich auf die einzelnen Sparten verteilt wird – je nach deren Lage. In einer Betriebsversammlung in der Essener Konzernzentrale stellte Personalchef Oliver Burkhard gestern die Pläne im Detail vor. Der Stahl soll mit 400 bis 600 die meisten Verwaltungsstellen kappen, die Sparte Industrial Solutions mit dem Anlagenbau und der Marine 200 bis 300 Stellen, die Handels- und Service-Sparte Material Services 200 Stellen und die Zentrale im Essener Quartier 120 bis 160 Stellen. Die gut laufenden Sparten Aufzüge und Autokomponenten müssen dagegen nur wenige Dutzend Stellen streichen.
Da einzelne Sparten bereits Sparprogramme durchlaufen, überschneiden sie sich zum Teil mit dem gestern verkündeten Stellenabbau. So auch beim Stahl, dessen Beschäftigte um den Verbleib im Konzern kämpfen. Steel Europe soll seine Kosten binnen drei Jahren um 500 Millionen Euro drücken – und zwar unabhängig davon, ob eine Fusion mit Tata zustande kommt oder nicht.
Die zu streichenden 400 bis 600 Verwaltungsstellen sollen 60 Millionen dazu beitragen, kommen also nicht auf das Sparziel obendrauf. Allerdings wird erst nach und nach deutlich, wer dafür alles seinen Arbeitsplatz verliert. Wie viele Bürojobs genau wegfallen würden, war bis gestern wie so vieles noch offen. Bislang war lediglich der Wegfall von 200 Produktions- und 100 Verwaltungs-Stellen im Grobblechwerk im Duisburger Süden bekannt. Weil das nicht reicht, um eine halbe Milliarde Euro zu sparen, rechnen IG Metall und Betriebsrat seit Monaten vor, in Wahrheit gehe es um 4000 Stellen, was der Konzern zurückgewiesen hat.
Da die Hauptverwaltung der Stahlsparte im Duisburger Norden sitzt, dürfte dort auch ein großer Teil der Stellen wegfallen. Betroffen sein werden aber vor allem Standorte, auch in Bochum und Dortmund. Die Westfalenmetropole ist damit doppelt betroffen, denn sie ist zugleich Sitz des Anlagenbauers Uhde, einer Tochter von Industrial Solutions.
Anlagenbau und Marine sind unter dem Dach Industrial Solutions Hiesingers zweites großes Sorgenkind. Nach verlorenem Bieterrennen um einen U-Boot-Auftrag in Australien, unrühmlichem Abgang des Spartenchefs Wegmann und schwachen Zahlen verschärfte der Konzern das laufende Sparprogramm „Planets“. Für das kommende Geschäftsjahr müssten weitere 200 Millionen Euro gespart werden, hieß es gestern bei Industrial Solutions. Der Abbau von Verwaltungsjobs sei darin enthalten.
Während die Konzernzentrale betonte, der Stellenabbau komme in den Sparten nicht obendrauf, reagierte die Börse so, wie sie gemeinhin auf zusätzlichen Stellenabbau reagiert – mit einem kräftigen Kursplus für Thyssen-Krupp. Die Aktie gewann rund drei Prozent und war damit Tagessiegerin im Dax.
Die Börse belohnt den Stellenabbau
Die Finanzmärkte sind dieser Tage ohnehin positiv gestimmt wegen der hartnäckigen Gerüchte, Hiesinger könnte bald eine Einigung mit Tata erzielen. Würde Thyssen-Krupp die Mehrheit am Stahlgeschäft abgeben, winkt der Aktie ein kräftiger Kursschub, denn die Finanzmärkte sehen Thyssen-Krupp ohne den Stahl vor einer besseren Zukunft.
Das sieht Konzern-Betriebsratschef Willi Segerath freilich ganz anders. Er lehnt eine Fusion mit Tata strikt ab und forderte gestern erneut, dieses Thema zu beenden. Die Beschäftigten bräuchten „Klarheit bei der Konsolidierung vor Restrukturierung und Personalkostensenkungen“.
Meint: Die angekündigten Einschnitte will der Betriebsrat nur mittragen, wenn die Fusion abgesagt wird. Einsparungen in der Verwaltung nennt Segerath „unternehmerisch nachvollziehbar“, aber nur, wenn der Konzern „den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Zukunftsperspektive“ biete.