Düsseldorf. CDU und FDP können bei ihren Plänen, eine Bewerbung der „Rhein-Ruhr Olympic City“ anzuschieben, auch auf Rückenwind von SPD und Grünen zählen.

Der Bewerbung einer „Rhein-Ruhr Olympic City“ um die Olympischen Spiele widmet der Koalitionsvertrag von CDU und FDP gleich einen ganzen Absatz. Dort heißt es etwa: „Der mit einer Bewerbung einhergehende Investitionsschub für die Infrastruktur, insbesondere für vernetzte Mobilität und Digitalisierung in der Metropolregion, wäre für Nordrhein-Westfalen dauerhaft von Nutzen.“

Die Erwähnung im Regierungsprogramm der künftigen schwarz-gelben Koalition in Düsseldorf mag zunächst verwundern. Wenn sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) Mitte Juli erwartungsgemäß darauf verständigen sollte, Paris und Los Angeles zu den Austragungsorten 2024 und 2028 zu küren, ginge es für Nordrhein-Westfalen frühestens um die Wettbewerbe 2032. Der voraussichtlich neue Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wäre dann 71 Jahre alt und müsste schon in Johannes-Rau-Dimensionen vorstoßen, um dann noch im Amt zu sein.

Region mit fünf Millionen Sportlern

Doch in Laschets Umfeld wird eine andere Rechnung aufgemacht. Wenn sich NRW wirklich bewerben und bei der IOC-Vollversammlung 2025 den Zuschlag erhalten will, müsste man bis 2021 mit dem Deutschen Olympischen-Sportbund (DOSB) den offiziellen Startschuss geben. Bislang halten sich die DOSB-Funktionäre bedeckt. Ihnen stecken die 2016 im Volksentscheid zerplatzen Olympia-Träume Hamburgs in den Kleidern.

Treibende Kraft hinter der Bewerbungsidee Nordrhein-Westfalens ist der Kölner Sport- und Eventmanager Michael Mronz. Bereits im vergangenen Jahr hatte er den Vorschlag erfolgreich in die Landespolitik getragen, NRW als alternativen Austragungsort zur olympischen Gigantomanie der Diktatoren und Öl-Mogule ins Auge zu fassen. Eine Region mit mehr als fünf Millionen Sportlern in 19 000 Vereinen als bodenständige, begeisterte und bescheidene Bewerberstadt, in der bereits 70 Prozent der notwendigen Sportstätten vorhanden sind? Warum nicht.

Konzerne haben ihre Unterstützung signalisiert

Laschet, der Mronz als Organisator des internationalen Pferdesport-Turniers CHIO seiner Heimatstadt Aachen schon länger kennt, nahm den Ball früh auf. Ihm gefällt die Idee, dem zuletzt notorisch abgehängten und selbstzweifelnden NRW wieder eine visionäre Klammer zu geben. Mehrfach traf sich der künftige Ministerpräsident bereits mit Mronz. Auch verschiedene Konzerne sollen Unterstützung signalisiert haben. Schon in den Sommerferien soll eine Idee präsentiert werden, wie ein transparentes Bewerbungsverfahren und die frühe Bürgerbeteiligung organisiert werden könnten.

NRW sei immer ein „toller Gastgeber sportlicher Großveranstaltungen“ gewesen, erinnert FDP-Chef Christian Lindner. „Die große Sportbegeisterung und vor allem die bestehende Infrastruktur würden dafür sorgen, dass die Spiele hier nachhaltig und ressourcenschonend durchgeführt werden könnten“, sagt Lindner. Er glaubt, dass NRW bestens in die zuletzt aufgelegte IOC-Agenda für nachhaltigere und kostengünstigere Spiele passe. Zugleich werde man selbst profitieren: „Olympische Spiele würden einen Investitionsschub für NRW bringen und unserem Land weltweite Aufmerksamkeit verschaffen“, so Lindner.

Grüne fordern Referendum ein

Auch die Opposition signalisiert Unterstützung: SPD-Chef Michael Groschek spricht von einer „faszinierende Vision“. Aber nur, wenn sich das IOC auf den Ursprung der Spiele besinne. „Völkerverständigung und sportlicher Wettstreit in NRW-- das hieße: weniger Gigantomanie und Kommerz, mehr Bodenständigkeit und Bürgernähe“, so Groschek. Der neue SPD-Chef hofft auf ein „Modernisierungsprogramm, von dem unser Land langfristig profitieren würden“.

Selbst die wegen des bisherigen Raubbaus an der Natur eher olympia-skeptischen Grünen zeigen sich offen für bescheidende Spiele: „Unter bestimmten Kriterien kann ich mir eine Bewerbung vorstellen“, sagt Landesparteichef Mona Neubaur. Voraussetzung sei für die Grünen ein landesweites Referendum, begrenzte und transparente Kosten sowie ein klarer Mehrwert von öffentlicher Infrastruktur und Sportstätten.