Essen/Dortmund. . AOK Nordwest will fast die Hälfte ihrer Geschäftsstellen schließen, allein in Westfalen sollen 60 Standorte der Krankenkasse aufgegeben werden.

Die AOK Nordwest will ihr Netz an Kundencentern kräftig ausdünnen. Das geht aus internen Unterlagen der Krankenkasse hervor, die der WAZ vorliegen. Betroffen sind nach den aktuellen Plänen aus Mai 2017 vor allem kleine Standorte im ländlichen Raum, aber auch einige in den Bezirken der Städte im östlichen Ruhrgebiet, etwa in Bochum-Werne, Dortmund-Brackel oder Herne-Eickel, aber auch in Gladbeck und Castrop-Rauxel.

Gleichzeitig sollen am Sitz in Dortmund sowie in Bochum, Gelsenkirchen und Recklinghausen große „Fachzentren“ mit ausgeweiteten Serviceangeboten eingerichtet werden. Die Umstrukturierung ist Teil des Zukunftskonzepts „Perspektive AOK Nordwest 2020“.

Fast ausschließlich "Kleinststandorte" sollen wegfallen

Tom Ackermann, Vorstandschef der AOK Nordwest, bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung, es gebe „Schließungsdiskussionen, die sich in diesem Umfang bewegen“. Grobes Ziel sei es, von den aktuell 170 Standorten in Westfalen und Schleswig-Holstein etwa 90 zu erhalten und einige davon zu erweitern.

Ackermann betonte aber, zu einzelnen Standorten gebe noch keine Entscheidung, damit sei nicht vor dem Spätsommer zu rechnen. Klar sei aber, dass fast ausschließlich „Kleinststandorte“ wegfallen.

Kündigungen werden ausgeschlossen

Die Mitarbeiter der aufgegebenen Standorte sollen möglichst auf Kunden- oder Fachzentren verteilt werden. „Kündigungen schließen wir aus“, so Kassenchef Ackermann.

Die AOK Nordwest hat rund 2,8 Millionen Versicherte in Schleswig-Holstein und Westfalen. Sie bleibe trotz der Schließungen die Kasse mit dem dichtesten Filialnetz in der Region, betonte Ackermann.

Kunden erledigen viele Anliegen online oder am Telefon

Vor drei Jahren hatte die Barmer GEK die Richtung vorgegeben und fast jede zweite ihrer bis dahin bundesweit 800 Geschäftsstellen aufgegeben, in NRW fielen rund 80 von 170 Barmer-Standorten weg.

Die Gründe sind bei den gesetzlichen Krankenkassen die gleichen wie bei Banken und Sparkassen, die ihre Filialnetze seit Jahren ausdünnen: Die meisten Anliegen erledigen die Kunden mittlerweile online oder am Telefon.

In die kleinen Filialen vor Ort kommen vor allem ältere Kunden, die mit den neuen Medien noch nicht so vertraut sind. Sie wären damit auch die Hauptbetroffenen der Filialschließungen bei der AOK Nordwest.