Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 trauert um seine Legende Günter „Oskar“ Siebert.Am Freitag starb der Ex-Präsident und Meisterspieler mit 86 Jahren.
Günter Siebert wurde für seine rhetorischen Fähigkeiten geschätzt. Vor allem wenn es um sein Lebenswerk Schalke 04 ging, fand er häufig auch rührende Worte: „Schalke ist eine Kinderliebe, die sich in Form eines wunderschönen Lebenstraums verwirklicht hat“, antwortete Siebert vor zehn Jahren auf die Frage, was ihm Schalke bedeute.
Große sportliche Erfolge waren es, die Siebert zu einer der prägenden Figuren der Schalker Klubgeschichte werden ließen. Als Stürmer gehörte er 1958 zur bislang letzten Schalker Meistermannschaft. Auch abseits des Platzes drückte er dem Verein seinen Stempel auf. 1967 ließ sich Siebert als 36-Jähriger erstmals als Präsident wählen. „Sonst gäbe es heute kein Schalke mehr“, behauptete er.
Schalke-Fieber ließ Siebert nicht los
Sein ganzes Leben war der ehemalige Mittelstürmer seiner Leidenschaft verfallen. Und das, obwohl er in den letzten 20 Jahren seines Lebens auf der spanischen Insel Gran Canaria und zuletzt in Norddeutschland lebte. Das Schalke-Fieber ließ Siebert trotz der räumlichen Trennung nicht los. „Bei jedem Spiel fiebere ich mit. Das werde ich nicht mehr los“, erzählte er im Interview mit dieser Zeitung anlässlich seines 80. Geburtstages.
Auf Schalke wurde Siebert aufgrund seiner sieben Kinder nach einer Comic-Figur „Oskar“ genannt. Diese Bezeichnung trug auch seine Kneipe auf Gran Canaria, die er lange Zeit erfolgreich betrieb.
Als Geschäftsmann hatte Siebert zunächst auch auf Schalke das richtige Händchen. Um die Legenden Stan Libuda und Klaus Fichtel baute er ein Team auf, das 1972 Pokalsieger und Vizemeister wurde. Doch der Meisterspieler von 1958 war trotz aller Erfolge auch eine der umstrittensten Persönlichkeiten der Vereinsgeschichte. In seine erste Amtszeit von 1967 bis 1976 fiel neben dem Pokalsieg und dem Bau des Parkstadions auch der Bundesliga-Skandal 1971, in den Schalke aufgrund einer Spielmanipulation verwickelt war. „Wissen Sie, Fehler machen wir alle“, sagte er danach.
Schalke hatte ihm längst verziehen. In den Jahren 1978/79 sowie 1987/88 kehrte er als Präsident zurück. Seine alte Liebe ließ ihn nie los. Zum Dank wird ihm Schalke ein ehrendes Andenken bewahren und ihn auf der Mitgliederversammlung am 25. Juni noch einmal würdigen.
Den letzten Wunsch konnte Schalke seiner Legende nicht erfüllen: „Ich bin großer Hoffnung, dass ich noch eine Meisterschaft erleben werde“, hatte Siebert zu seinem 80. Geburtstag gesagt.
Am Freitag starb Siebert im Alter von 86 Jahren in seinem Wohnort Eckenförde. Ab sofort wird „Oskar“ vom Himmel aus mit seiner großen Liebe fiebern.