Düsseldorf. . Der FDP-Parteichef Christian Lindner will sich nicht länger zieren und bereitet die Mitglieder per Brief auf Koalitionsgespräche mit der CDU vor.

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat vor Beginn der Sondierungen über eine schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen bei seinen Parteimitgliedern um Vertrauen geworben. „Mit der CDU in NRW teilen wir tatsächlich viele gemeinsame Ideen. Umso mehr werden beide Parteien darauf achten, ihre Profilpunkte zu setzen. Das ist fair, wenn es für beide potenziellen Partner in gleicher Weise gilt“, heißt es in ei­nem am Mittwoch versendeten Mitgliederschreiben, das unserer Zeitung vorab vorlag.

Der Brief ist von Lindner, Fraktionsvize Joachim Stamp und Generalsekretär Johannes Vogel unterschrieben. Wie groß die Bereitschaft zu einer „fairen Modernisierungspartnerschaft“ bei der CDU in NRW sei, werde man in den nun anstehenden Gesprächen prüfen.

Zunächst auf Abstand gegangen

Lindner warb zugleich um Verständnis für seine zunächst abwehrende Haltung gegenüber einer schwarz-gelben Koalition unter ei­nem NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet. „Am Wahlabend wurde der Versuch unternommen, uns sofort und bedingungslos für eine Koalition mit der CDU zu vereinnahmen“, so der Liberale. Eine neue Landesregierung in NRW dürfe „nicht die verlängerte Werkbank der Großen Koalition im Bund“ werden.

Lindner hatte kurz nach den ersten Hochrechnungen am Sonntagabend für Verwunderung gesorgt, als er im Fernsehen brüsk erklärte: „Herr Laschet ist nicht mein Wunschkoalitionspartner und ich nicht seiner.“ Die Liberalen sind von der schwarz-gelben Regierungsoption in Düsseldorf offenbar kalt erwischt worden. CDU und FDP kommen im neuen Landtag exakt auf die absolute Mehrheit.

Der nächste Wahlkampf prägt bereits

Da die SPD Gespräche über eine Große Koalition abgelehnt hat, ist Armin Laschet auf die Liberalen angewiesen. Parallel zur Regierungsbildung in Nordrhein-Westfalen verfolgt Lindner aber das Ziel, sich und seine Partei im September zurück in den Bundestag zu bringen. Er betont deshalb die Eigenständigkeit der FDP und grenzt sich von der „Merkel-CDU“ ab. Der Wahlsonntag sei „ein Auftrag an uns, in Nordrhein-Westfalen einen Politikwechsel einzuleiten. Mit der FDP kann es kein ,Weiter so’ in NRW geben“, heißt es in Lindners Mitgliederschreiben. Laschet hatte Verständnis gezeigt, dass die FDP „nicht mit Hurra“ in eine schwarz-gelbe Koalition strebe. Er sagte faire Verhandlungen zu und sah keine unüberwindbaren Hindernisse.

Delegationen beider Parteien wollen sich offenbar noch in dieser Woche zu Sondierungen zusammensetzen und möglicherweise schon kommende Woche nach entsprechenden Beratungen in den jeweiligen Gremien formale Koalitionsverhandlungen aufnehmen. Laschet strebt eine Regierungsbildung vor den Sommerferien an.