Düsseldorf. Mehr als 150 Menschen werden in NRW von der Türkei bespitzelt. Die Polizei hat fast alle über die Gefahr informiert und warnt vor Türkei-Reisen.
Die Türkei legt beim Ausspionieren von vermeintlichen Gülen-Anhängern in Deutschland offenbar den Schwerpunkt auf Nordrhein-Westfalen. Das legen neue Informationen aus dem Innenministerium nahe.
Von den rund 300 Bespitzelungsopfern, die der türkische Geheimdienst MIT auf eine Überwachungs-Liste für den Bundesnachrichtendienst (BND) gesetzt hatte, lebt jedes Zweite in NRW. Fast alle der insgesamt 169 Bürger sind inzwischen von der Polizei darüber informiert worden, dass sie in Gefahr sind.
NRW-Behörden halten "Gefährdetenansprachen"
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Die Liste, auf der auch die Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering steht, hatte der türkische Geheimdienstchef im Februar am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz dem BND-Präsidenten Bruno Kahl überreicht. Offenbar verbunden mit der Bitte um Unterstützung. Der Landtagsabgeordnete Daniel Schwerd (fraktionslos) hatte daraufhin die Landesregierung gefragt, wie groß das Ausmaß der türkischen Spionage an Rhein und Ruhr ist.
Laut der Antwort konnten die NRW-Behörden bisher 163 Menschen, die auf der türkischen Spionageliste stehen, „eindeutig identifizieren“. Sie haben daraufhin so genannte „Gefährdetenansprachen“ von Polizisten erhalten. „Man hat diese Menschen ermahnt, bei Reisen in die Türkei vorsichtig zu sein“, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums.
Sechs der Opfer, die laut Liste in NRW wohnen, sind bisher nicht bekannt oder wurden an ihrer Adresse nicht angetroffen. Am 7. März sollen das Landeskriminalamt und der NRW-Verfassungsschutz vom BND über die Liste und ihre Inhalte informiert worden sein.