Kabul. . Mit einem schwerbewaffneten Konvoi ist einer der berüchtigtsten Kriegsherren in der Geschichte Afghanistans nach rund 20-jährigem Exil an unbekanntem Ort in die Hauptstadt Kabul zurückgekehrt. Die mehrere Hundert Fahrzeuge umfassende Kolonne von Gulbuddin Hekmatjar erreichte die Stadt gestern. Die Rückkehr folgt einem im Herbst unterzeichneten Friedensvertrag mit der Regierung.
Mit einem schwerbewaffneten Konvoi ist einer der berüchtigtsten Kriegsherren in der Geschichte Afghanistans nach rund 20-jährigem Exil an unbekanntem Ort in die Hauptstadt Kabul zurückgekehrt. Die mehrere Hundert Fahrzeuge umfassende Kolonne von Gulbuddin Hekmatjar erreichte die Stadt gestern. Die Rückkehr folgt einem im Herbst unterzeichneten Friedensvertrag mit der Regierung.
Am Nachmittag stand eine stundenlange Begrüßungszeremonie im Präsidentenpalast mit hohen Gästen an. Präsident Aschraf Ghani sagte, die Regierung und Hekmatjar hätten mit dem Friedensvertrag bewiesen, dass ein afghanischer Friedensprozess möglich sei. Die afghanische Regierung hofft vor allem, dass das Abkommen mit Hekmatjar auch die radikalislamischen Taliban dazu bewegt, zu verhandeln. Der Krieg mit den Taliban wird immer blutiger. Die Regierung kontrolliert nach US-Angaben nur noch knapp 60 Prozent des Landes.
Gulbuddin Hekmatjar rief in einer langen Rede die Taliban, die er Brüder nannte, zum Frieden auf. Er lehnte aber das parlamentarische System ab, das nicht zu Afghanistan passe, und wies darauf hin, dass Kabul nicht Paris sei – zum Beispiel sollten Frauen nicht unverschleiert sein. Eine Entschuldigung für seine Gräueltaten, auf die viele Afghanen gehofft hatten, gab es nicht.
Hekmatjar, ein islamistischer Hardliner, der in den 1990er Jahren zweimal kurz auch Afghanistans Ministerpräsident war, gilt vielen als Kriegsverbrecher. In den 1980er Jahren war er der von den USA und Saudi-Arabien bestfinanzierte Anführer der sogenannten Mudschaheddin-Kämpfer gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan. Zunächst galt er als Held dieses Aufstands, der mit dem Abzug der Sowjets endete. Aber im darauf folgenden Bürgerkrieg zwischen Mudschaheddin-Fraktionen um die Herrschaft in Kabul ließ er wochenlang Raketen auf die Stadt herniederregnen. Tausende Zivilisten starben. Das brachte ihm den Schimpfnamen „Schlächter von Kabul“ ein.
Viele Anschläge auf die Bundeswehr
Nach dem Bürgerkrieg wurde Hekmatjars Miliz Hisb-e Islami zeitweise zu einer der brutalsten Widerstandsarmeen gegen die neue afghanische Regierung und die internationalen Truppen im Land. Einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur sagte Hekmatjars Sprecher im Jahr 2010, dass Hisb-e-Kämpfer für mehr als die Hälfte aller Angriffe auf die Bundeswehr in jenen Jahren verantwortlich waren.