Berlin/Essen. . Auch moderne Diesel-Pkw stoßen große Mengen gesundheitsschädliche Stickoxide aus. Im Ruhrgebiet gibt es dennoch Widerstand gegen Fahrverbote.

Wegen überraschend hoher Stickoxid-Werte auch bei modernen Dieselautos macht Bundesumweltministerin Barbara Hendricks Druck auf die Autobranche. Die Anbieter sollten ihre Pkw auf eigene Kosten nachrüsten und so die Emissionen um mindestens die Hälfte senken, forderte die SPD-Politikerin. „Die Lösungen müssen von den Herstellern kommen.“

Neue Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen, dass auch neue Euro-6-Diesel auf der Straße im Schnitt sechsmal so viel gesundheitsschädliche Stickoxide ausstoßen wie erlaubt. Allerdings gelten die Grenzwerte der Euro-Abgasnormen bisher nur für Labortests. Insgesamt ist der Stickoxid-Ausstoß der deutschen Dieselflotte demnach um rund ein Drittel höher als bislang offiziell angenommen. In vielen Städten überschreitet die daraus entstehende Luftverschmutzung regelmäßig die erlaubten Werte, weswegen mehrere EU-Verfahren gegen Deutschland laufen. 2016 wurde der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid an fast jeder zweiten Messstelle in NRW überschritten, etwa in Köln, Düsseldorf, Dortmund und Hagen.

„Uns geht es darum, attraktive Alternativen zu schaffen“

In den Ruhrgebietsstädten stoßen Fahrverbote für Dieselautos dennoch auf Ablehnung. „Ich halte nichts von pauschalen Diesel-Verbotsforderungen“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU). Ein Fahrverbot gehe an der Realität im Ruhrgebiet vorbei, so Kufen. In dicht besiedelten Gebieten müsse es zu einem abgestimmten Vorgehen der Kommunen kommen. Auch Bochum würde ein Fahrverbot für Diesel-Pkw gern vermeiden. Eine Stadtsprecherin verwies auf die schwierige Umsetzbarkeit eines solchen Verbots. Dortmund setzt derweil auf ein eigenes Konzept für eine emissionsfreie Innenstadt und bewirbt sich damit um EU-Fördermittel. „Uns geht es ausdrücklich nicht darum, den Kfz-Verkehr zu erschweren, sondern attraktive Alternativen im Umweltverbund zu schaffen sowie den vermehrten Einsatz von E-Fahrzeugen zu fördern“, sagte Planungsdezernent Ludger Wilde unserer Redaktion. Ein Diesel-Fahrverbot plane Dortmund nicht.

Stickoxide können unter anderem den Atemwegen und dem Herz-Kreislauf-System schaden. Ab Herbst werden in der EU schrittweise Abgasmessungen eingeführt, die den Ausstoß auf der Straße überprüfen, nicht nur im Labor. Laut „Süddeutscher Zeitung“ blockiert die Bundesregierung in der EU weitergehende Reformen der Abgastests und schärfere Sanktionen für Hersteller.