Kairo. . Der Horror aus Syrien schockiert die Welt. Die westlichen Vetomächte fordern vom UN-Sicherheitsrat, den Giftgasangriff zu verurteilen und die Verantwortlichen zu ermitteln. Russland dagegen deckt das Regime in Damaskus, das den mörderischen Angriff ausgerechnet zum Auftakt der Geberkonferenz in Brüssel befahl. Was sind die Motive von Bashar al-Assad und was wollen die anderen Beteiligten? Eine Analyse.

Der Horror aus Syrien schockiert die Welt. Die westlichen Vetomächte fordern vom UN-Sicherheitsrat, den Giftgasangriff zu verurteilen und die Verantwortlichen zu ermitteln. Russland dagegen deckt das Regime in Damaskus, das den mörderischen Angriff ausgerechnet zum Auftakt der Geberkonferenz in Brüssel befahl. Was sind die Motive von Bashar al-Assad und was wollen die anderen Beteiligten? Eine Analyse.

USA:

Donald Trump hat sich die nahöstliche Welt ziemlich einfach vorgestellt. Terroristen von dort hält man sich mit einem Visastopp vom Hals und bombt ansonsten das „Islamische Kalifat“ in Grund und Boden. Den arabischen Potentaten dagegen verspricht der US-Präsident freie Hand. Menschenrechte stuft er als frommen Luxus ein, der nur Spannungen schürt und die Wirtschaftsbeziehungen stört. Und so erhielt Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sissi, der das blutigste Massaker an Zivilisten in der modernen Geschichte seines Landes anrichtete, einen dröhnenden Männerempfang im Oval Office. Der saudische Vizekronprinz Mohammed al-Salman bekam Schulterklopfen und neue Raketen für seinen Feldzug im Jemen, der sich zur humanitären Großkatastrophe entwickelt. Und US-Außenminister Rex Tillerson bescheinigte bereitwillig Syriens Diktator Bashar al-Assad, er habe aus Washington nichts mehr zu befürchten.

Seit Dienstag aber scheint vieles anders. Nun redet auch Donald Trump von roten Linien, die Assad überschritten habe. Im Weltsicherheitsrat unterscheiden sich die erregten Wortgefechte seiner UN-Botschafterin mit der russischen Seite in nichts mehr von ihrer Obama-Vorgängerin. Sogar ein militärisches Vorgehen der USA gegen Assad steht plötzlich im Raum. Und Donald Trump scheint zu begreifen, dass auch er dem Gemetzel nicht einfach den Rücken kehren kann.

Bashar al-Assad:

Das Regime in Damaskus schert das kaum. Assad fühlt sich als Sieger, sein Machterhalt ist nicht mehr in Gefahr. Warum aber befiehlt er dann einen solchen provokanten Giftgaseinsatz? Wie schon bei dem Sarin-Massaker 2013 in Ghouta geht es Damaskus vor allem um eines – zu demonstrieren, dass der Bruch humanitärer Tabus ohne Folgen bleibt und sich fundamentale internationale Normen heutzutage ohne Probleme durchlöchern lassen. Die Vereinten Nationen haben durch den syrischen Bürgerkrieg mehr Schaden genommen als durch jeden anderen Konflikt zuvor. Und auch Trumps plötzliche Drohungen werden genauso tatenlos enden wie die Rote-Linie-Rhetorik seines Vorgängers Barack Obama. Denn sollte die US-Armee etwa syrische Fliegerhorste bombardieren, wäre eine direkte Konfrontation mit Russland nicht mehr ausgeschlossen – mit unabsehbaren Weiterungen.

Russland:

Nicht zuletzt wegen der Gefahr einer solchen Eskalation dürfte auch im Kreml der Zorn über Assad wachsen. Abrücken von seinem skrupellosen Verbündeten kann Russland nicht, weil es in Syrien eine strategische Machtbastion etablieren möchte. Doch die Zweifel wachsen, wie viel Einfluss der Kreml auf das syrische Regime wirklich hat. Denn Assads Untat in Khan Sheikhun zerstört die frischen Hoffnungen auf eine Entspannung mit den USA unter Donald Trump. Und sie bringt die mühsame Kooperation mit der Türkei bei den Waffenstillstandsgesprächen in Astana in Gefahr.

Europa:

Krasser hätte Assad seine Verachtung für Europa und die Vereinten Nationen nicht inszenieren können. Ausgerechnet zum Auftakt der internationalen Hilfskonferenz befahl er den bestialischen Gasangriff. Europa ist zerstritten und politisch behindert durch die Angst vor weiteren Flüchtlingswellen. Militärisch will sich der Alte Kontinent heraushalten. Stattdessen hat sich Brüssel darauf verlegt, die Kriegsgegner mit Milliarden für den Wiederaufbau zur Vernunft zu bringen. Sie sollen den Anreiz schaffen, ernsthaft in Genf zu verhandeln und sich auf eine Post-Assad-Machtstruktur für die Nachkriegszeit einigen. Doch damit hat der Diktator nichts im Sinn. Er lehnt das Milliarden-Junktim der Europäer ab. Und er kalkuliert, dass diese am Ende auch ohne Bedingungen zahlen - um den Flüchtlingsdruck zu mindern.