Wuppertal. . 115 Jahre alt ist Wuppertals Markenzeichen, die gerade renovierte Schwebebahn. Zeit, noch einmal Gründergeist zu zeigen, glaubt man in der Stadt im Bergischen. Sie denkt über den Bau einer Seilbahn zwischen Hauptbahnhof und den südlichen Höhenlagen nach – dort, wo die Uni ist.
. 115 Jahre alt ist Wuppertals Markenzeichen, die gerade renovierte Schwebebahn. Zeit, noch einmal Gründergeist zu zeigen, glaubt man in der Stadt im Bergischen. Sie denkt über den Bau einer Seilbahn zwischen Hauptbahnhof und den südlichen Höhenlagen nach – dort, wo die Uni ist.
Auf 2800 Meter Strecke würden die Gondeln 165 Höhenmeter mit Tempo 22 km/h überwinden. Keine schlechte Idee, bedenkt man, dass gerade im Winter schon die stark motorisierten Wuppertaler Stadtbusse größere Probleme haben, die steilen Straßen hinauf zu kommen. Im Mai will der Rat entscheiden, ob er das Projekt für sinnvoll hält und das Planfeststellungsverfahren startet.
Ungewöhnlich ist dabei nicht nur die Idee. Ungewöhnlich ist auch der Weg, den die Kommune bei der Bürgerbeteiligung des nicht ganz unumstrittenen Vorhabens geht. Sie hat aus dem Meldeverzeichnis der Stadt per Los – also nach dem Zufallsprinzip – 40 Bürger herausgesucht, die dann ein „Bürgergutachten“ zur Seilbahn-Überlegung erstellen durften. Die Gruppe stellte einen Mix der Bevölkerung dar – junge Leute, Rentner, Menschen mit Migrationshintergrund oder auch Alleinerziehende inbegriffen.
Vier Tage hat das Team intensiv gearbeitet. Es hat Ortsbesichtigungen gemacht, Gutachter gehört und von der möglichen Seilbahnführung betroffene Wuppertaler gesprochen. „Die waren hinterher richtig platt“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Am Ende haben die 40 Bürger das Vorhaben im Prinzip für gut befunden, dem Stadtrat aber eine klare Botschaft übermittelt: „Passt auf die Zahlen auf!“. Berliner Flughafen, Stuttgart 21, Elbphilharmonie. Solche Bauten anderswo und die damit verbundenen gigantischen Kostenexplosionen sind den Bürgergutachtern offenbar durch den Kopf geschossen. Die finanziell nicht auf Rosen gebettete Stadt kann einen Baukostenskandal nicht gebrauchen.
Investitionen von80 bis 90 Millionen Euro
Die Politik in Wuppertal, vor allem die großen Ratsparteien SPD und CDU, wollen dem Ratschlag folgen. Immerhin geht es um eine Investition von 80 bis 90 Millionen Euro - je nachdem, ob die reine Seilbahntrasse samt drei Stationen berechnet wird oder zusätzlich eine begleitende Infrastruktur: Schönere Fassaden, die in die neue Elberfelder City passen, Parkplätze und -häuser an der Bergstation und Restaurants.
Derzeit sitzen Experten, die bei den Kosten bisher zu teils unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind, über den Zahlen und prüfen, ob das Seilbahn-Projekt überhaupt wirtschaftlich zu betreiben ist. Ihre Prognose muss belastbar sein, zumal Bürger im benachbarten Ruhrgebiet indirekt für die Ausgaben mit zur Kasse gebeten würden: Denn der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) soll 80 Prozent Zuschuss zahlen. Dafür sollen später auch seine Tickets beim Gondeln Gültigkeit haben.
Ein weiterer Stolperstein: Der Widerstand auf den Hang-Grundstücken, die unter den Seilen und Masten zu liegen kämen, und vom Kleingartenverein „Edelweiß“. Die Betroffenen fürchten um den Wert ihrer Immobilien. Zwei Bürgerinitiativen stehen sich gegenüber: „Pro Seilbahn“ und „Seilbahnfreies Wuppertal“. Nach der NRW-Gemeindeordnung ist es möglich, dass der Stadtrat zum Mittel des Ratsbürgerentscheids greift, die Entscheidung über Ja oder Nein zur Seilbahn also einer Art Volksabstimmung überlässt. Derzeit gebe es aber eher die Tendenz, dass die Ratsparteien „selbst die Verantwortung übernehmen wollen“, sagt Martina Eckermann.
Geben sie im Mai grünes Licht und läuft auch die Planung ohne Probleme ab, müssten die Wuppertaler immer noch ein paar Jahre auf ihre nach der Schwebebahn zweite Verkehrsattraktion warten. Ziel für eine Inbetriebnahme: 2025.