Düsseldorf. Elternverbände werfen der Landesregierung schwere Fehler bei der Umsetzung des Inklusions-Projekts vor. Sie fordern “Gießkannen-Inklusion“.

Ein Bündnis von fünf großen Elternverbänden wirft der Landesregierung schwere Fehler bei der Umsetzung der Inklusion an Schulen vor. Der gemeinsame Unterricht von Kindern mit Behinderungen und Kindern ohne Behinderungen sei in dieser Form „zum Scheitern verurteilt“ und belaste alle: „Lehrer reiben sich auf, Eltern sind verunsichert, die Kinder sind häufig überfordert“, kritisiert das Bündnis mit dem Titel „Rettet die Inklusion“.

„Unter diesen Bedingungen kann Inklusion nicht gelingen. Sie belastet Kinder mit Behinderungen“, sagte Bündnissprecher Jochen-Peter Wirths. Die Klassen in den Regelschulen seien meist zu groß, Doppelbesetzungen mit gut qualifizierten Fachkräften die Ausnahme.

Für flächendeckende Inklusion fehlen Sonderpädagogen

Gleichzeitig würden immer mehr Förderschulen geschlossen und den Kindern damit die Chance genommen, auf Wunsch von einer Regel- in eine Förderschule zu wechseln. Die Verbände fordern das Land auf, sich von der flächendeckenden „Gießkannen-Inklusion“ zu verabschieden und sich auf wenige, gut ausgestattete Schulzentren zu konzentrieren.

Die Landeselternschaften der Gymnasien und der Realschulen erklärten, es fehlten Sonderpädagogen für eine flächendeckende Inklusion. Regine Schwarzhoff vom Elternverein NRW warf der Regierung vor, „beratungsresistent“ zu sein. „Es werden noch auf Jahre hin die Ressourcen fehlen für den gemeinsamen Unterricht. Das bedeutet eine schlechte Förderung von Kindern mit Behinderungen an Regelschulen“, sagte Jochen-Peter Wirths.

Zahl an Förderschulen sinkt seit 2002

Seit dem Schuljahr 2014/15 haben behinderte Kinder das Recht auf Unterricht in Regelschulen. Von fast 128 .000 Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden in diesem Schuljahr laut Schulministerium 42 Prozent in der Primar- und der Sekundarstufe I unterrichtet. Die Zahl der Förderschulen sank in NRW seit 2002 von 726 auf 571.

Am Montag hatten sich mehrere Elternvereine zu Wort gemeldet, die sich für den gemeinsamen Unterricht stark machen. In einem „offenen Brief“ hatten sie den Fraktionschefs von CDU und FDP, Armin Laschet und Christian Lindner, „hinterhältige Anti-Inklusions-Polemik“ vorgeworfen. Beide Politiker kritisieren die Umsetzung der Inklusion. Die Elternvereine halten aber die Wortwahl für unangemessen. Aussagen wie „Inklusion mit der Brechstange“ oder „Förderschulen werden zerschlagen“ dienten nur der Stimmungsmache.