Essen. . Essen ist Grüne Hauptstadt Europas 2017. Zur feierlichen Eröffnung kamen 1200 geladene Gäste, zum Familienfest mehr als 10000 Besucher.
Samstag, 16 Uhr: Die offizielle Eröffnungszeremonie der Grünen Hauptstadt Europas beginnt. Blauer hätte der Himmel über der Ruhr nicht sein können, als zu diesem Anlass. Der Musikpavillon im Grugapark füllte sich am Nachmittag sehr rasch. 1200 Gäste sind geladen. Der Festakt wird jedoch mehrmals von Demonstranten unterbrochen, die fordern, dass die Stadt Essen ihre Aktien-Beteiligung am Energiekonzern RWE beendet. Dieser ist einer der größten Betreiber von Kohlekraftwerken.
Der maltesische EU-Kommissar Karmenu Vella bemerkt in seiner Rede, auch mit Blick auf die Anti-RWE-Demonstranten: „Es gibt Zeiten, in denen man demonstriert, es gibt Zeiten, in denen man feiert. Heute ist ein Tag zum Feiern.“ Der grüne NRW-Umweltminister Johannes Remmel sagt, die Demonstranten hätten „ein Stück weit recht“. Gegen den Klimawandel müsse mehr getan werden, auch die Energiekonzerne seien da gefragt.
„Hart gearbeitet, nie aufgegeben“
Der Andrang an diesem Samstag ist eindrucksvoll – fast wie bei der Kulturhauptstadt 2010. Die Stadtgesellschaft, Politik, Verwaltung, Stadttöchter, Wirtschafts- und Verbandsvertreter sind da, und natürlich sehr viele Bürger. Viele Medienvertreter berichten. Dieses Interesse hat seinen Grund: Die Story von der früheren Industriestadt zur Grünen Hauptstadt zieht einfach. EU-Umweltkommissar Vella sagt dazu: „Essen hat hart gearbeitet und nie aufgegeben, um grüner zu werden. Es ist eine wunderbare Stadt.“ In ihrer Rede findet auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) lobende Worte: „Essen kann ein Beispiel geben, für andere Städte in Europa. Da sind viele noch längst nicht soweit.“ Für Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) bedeutet der Titel nicht, dass schon alles „im grünen Bereich“ sei, „dass wir aber schon unheimlich viel geschafft haben. Wir sind eine moderne und grüne Großstadt mit hoher Lebensqualität. Wir arbeiten für uns, aber auch für andere Städte des Ruhrgebiets. Wir sind der Motor, und stellen das jetzt wieder unter Beweis.“ Er fährt fort: „Zum ersten Mal seit 46 Jahren werden wir wieder schwimmen im Baldeneysee. Und das ist nur ein Projekt unter vielen.“ Insgesamt sind 2017 in der Reviermetropole mehr als 300 Aktionen geplant.
Als um 17.30 Uhr die offzielle Zeremonie endet und das Familienfest beginnt, ist vom blauen Himmel nichts mehr zu sehen. Es wird dunkel. Dafür kommen besonders Hobbyfotografen voll auf ihre Kosten. Die Lichtinstallationen locken Menschen mit Kameras und Smartphones in Scharen in die Gruga. Insgesamt, so schätzen die Veranstalter, sind es mehr als 10 000 Besucher.