Essen. . Die Kommunen sind seit Anfang 2016 für ihre Warnsysteme selbst zuständig. Das Land NRW fördert den Aufbau mit zehn Millionen Euro.

Es ist laut in Duisburg am frühen Morgen des 4. Juni 2016. Die heulenden Sirenen sind im gesamten Stadtgebiet zu hören. Flammen schlagen aus der Lagerhalle eines Chemieunternehmens. Eine pechschwarze Rauchwolke zieht über die Stadt und weiter in Richtung Oberhausen und Dinslaken. Dass die Duisburger an diesem Montag so unsanft aus dem Schlaf gerissen wurden, liegt daran, dass es im Stadtgebiet 75 Sirenen gibt, die die Bevölkerung bei Bränden oder anderen Lagen vor Gefahren warnen.

Seit dem 1. Januar 2016 sind die Kommunen für die Warnung der Bevölkerung verantwortlich. Das Innenministerium hat schon 2014 zehn Millionen Euro zur Förderung von Warnsystemen zur Verfügung gestellt, in diesem Jahr folgt nochmal der gleiche Betrag. „Was die Städte mit dem Geld machen, ist ihnen selbst überlassen“, erklärt ein Ministeriumssprecher. Bei der großen Bevölkerungsdichte im Ruhrgebiet eigneten sich Sirenen gut.

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Auch in Gladbeck und Gelsenkirchen gibt es wieder Warnsirenen. Eine Sirene, die auf dem Gelände der Cranger Kirmes steht, sei erfreulicherweise noch nie zum Einsatz gekommen, teilt ein Sprecher der Stadt Herne mit. In Essen, Mülheim, Dortmund und Hattingen gibt es konkrete Pläne zum Wiederaufbau, in Bochum, Oberhausen, Herne und Bottrop wird an Konzepten gearbeitet.

Städte zahlen den Großteil selbst

Trotz der Förderung durch das Ministerium bleibt der Großteil der Kosten an den Kommunen hängen. Duisburg hat für die Anschaffung und Installation 1,13 Millionen Euro aufgewendet. Rund eine halbe Millionen Euro haben Unternehmen aus der Umgebung beigesteuert, 470 000 Euro hat die Stadt selbst gezahlt. Dazu kommen Unterhaltskosten. Gelsenkirchen rechnet mit 169 Euro pro Sirene und Jahr.

Sirenen waren lange fester Bestandteil des Warnsystems. Im Zweiten Weltkrieg warnten sie die Bevölkerung vor Bombenangriffen. Während des Kalten Krieges gab es regelmäßige Probealarme. Danach erschienen sie nutzlos. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) überließ die Sirenen den Städten, doch Wartung und Unterhalt waren so teuer, dass sie in den 90er-Jahren fast vollständig abgebaut wurden.

Sirenen und Medien „passen super zusammen“

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„Die Bedrohungslagen haben sich nur verlagert, aber es gibt sie immer noch“, sagt Christoph Schöneborn, Geschäftsführer beim Verband der Feuerwehren NRW, und weist auf extreme Wetterlagen, flächendeckende Stromausfälle und die mögliche Terrorgefahr hin. Den Wiederaufbau hält der Experte für dringend erforderlich. Man könne die Bevölkerung zwar auch über Anwendungen auf dem Smartphone, Lautsprecherdurchsagen, Radio oder Fernsehen informieren. Die große Herausforderung sei es aber, die Aufmerksamkeit, der Menschen zu bekommen.

Auch das BBK, das die Warn-App Nina entwickelt hat, ist der Meinung, dass Sirenen und die Warnung über moderne Medien „super zusammenpassen“. „Wenn etwa Funknetze einmal ausfallen sollten, funktionieren Warnungen über das Smartphone zum Beispiel nicht“, so eine Sprecherin. Deshalb setze man bei der Bevölkerungswarnung immer auf mehrere Kanäle.