Paris/Berlin. Wenn die Franzosen im Frühjahr einen neuen Präsidenten küren, dann ist es eine Schicksalswahl. Nicht nur für Frankreich, sondern auch für Deutschland und Europa. Der Urnengang entscheidet, ob Frankreich die Grenzen dichtmacht, aus der Eurozone austritt, einen Sparkurs fährt oder die öffentlichen Ausgaben sprudeln lässt. Bereits heute steht fest: In der französischen Politik findet ein Generationswechsel statt.
Wenn die Franzosen im Frühjahr einen neuen Präsidenten küren, dann ist es eine Schicksalswahl. Nicht nur für Frankreich, sondern auch für Deutschland und Europa. Der Urnengang entscheidet, ob Frankreich die Grenzen dichtmacht, aus der Eurozone austritt, einen Sparkurs fährt oder die öffentlichen Ausgaben sprudeln lässt. Bereits heute steht fest: In der französischen Politik findet ein Generationswechsel statt.
In die heiße Phase geht das Präsidentschafts-Rennen erst nach den Vorwahlen der Sozialistischen Partei (PS) Ende Januar. Als Favoriten gelten Ex-Premierminister Manuel Valls (54), Ex-Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg (54) und Ex-Erziehungsminister Benoît Hamon (49). Nach einer gestern veröffentlichten Umfrage von der Fernsehanstalt France Télévisions liegt Valls bei den Sozialisten mit 43 Prozent weit vorn. Valls steht für einen starken, wehrhaften Staat und hat bereits Steuererleichterungen für Unternehmen mitgetragen. Dahinter folgt Montebourg mit 25 Prozent. Er vertritt eine protektionistische Wirtschaftspolitik à la Donald Trump und lehnt den Sparkurs von Kanzlerin Merkel ab. Noch weiter links rangiert Hamond mit 22 Prozent. Er fordert ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle.
Im konservativen Spektrum werden Ex-Premier François Fillon gute Chancen eingeräumt. Er hatte in den Vorwahlen die alten Schlachtrösser Sarkozy und Alain Juppé besiegt. Sein Programm ist politisches Dynamit: Abschaffung der 35-Stunden-Woche, Streichung von 500.000 Beamtenstellen, Erhöhung des Renteneintrittsalters. Der 62-Jährige, der unter Sarkozy fünf Jahre das Amt des Regierungschefs innehatte, galt stets als ein Mann der zweiten Reihe und symbolisiert nun als Überraschungskandidat den Aufstand der bürgerlichen Wählerschaft gegen die Parteispitze der Republikaner.
Fast ein bisschen alt sieht auf einmal Marine Le Pen aus. Die Chefin des rechtsextremen Front National hat die Kandidatur wie die Partei von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen geerbt. Für Flüchtlinge will sie die Grenzen dichtmachen. Darüber hinaus macht sie sich für ein Referendum über einen EU-Austritt stark.
Für den größten Verjüngungseffekt sorgt Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron. Der Parteilose hat sich zum Shooting Star entwickelt. Er setzt sich als Anti-System-Kandidat in Szene. Macron vertritt wirtschaftsliberale Positionen, will den Beamten-Status einschränken.
Mitte Dezember wurden drei Umfragen für den ersten Wahlgang am 23. April veröffentlicht. Bei der Erhebung steht der konservative Fillon auf Platz eins (26 bis 29 Prozent) vor der rechtsextremen Le Pen (24 bis 26 Prozent). Dahinter folgen Macron (14 bis 17 Prozent), der Linksaußen Jean-Luc Mélenchon (zwölf bis 14 Prozent) und Valls (neun bis elf Prozent). Bei der für den 7. Mai angesetzten Stichwahl würde Le Pen sowohl gegen Fillon, Macron als auch Valls verlieren.