An Rhein und Ruhr. . Polizisten patrouillieren als Doppelstreife, sind schwer bewaffnet mit Maschinenpistolen, und sie tragen schusssichere Westen. Der Anschlag von Berlin hat zu deutlich verschärften Sicherheitsmaßnahmen auf den Weihnachtsmärkten an Rhein und Ruhr geführt. Auf größeren Märkten wurden an den Zugängen sogar Sperren aufgebaut. Ein Blick in die Region.

Polizisten patrouillieren als Doppelstreife, sind schwer bewaffnet mit Maschinenpistolen, und sie tragen schusssichere Westen. Der Anschlag von Berlin hat zu deutlich verschärften Sicherheitsmaßnahmen auf den Weihnachtsmärkten an Rhein und Ruhr geführt. Auf größeren Märkten wurden an den Zugängen sogar Sperren aufgebaut. Ein Blick in die Region.

Beispiel Düsseldorf: Auch wenn es laut Polizeipräsident Norbert Wesseler in der Landeshauptstadt keine konkrete Gefährdung gibt, habe die Polizei ihr Sicherheitskonzept angepasst. „Alle sind noch einmal in hohem Maße sensibilisiert worden.“ Stadt und Polizei stünden in engem Kontakt, um die Sicherheitsmaßnahmen abzustimmen, so Wesseler. Seine Botschaft: „Hundertprozentige Sicherheit kann niemand gewährleisten. Lassen Sie uns trotz der traurigen und erschreckenden Ereignisse in Berlin besonnen reagieren.“

Das sehen auch viele Schausteller in Düsseldorf so. „Durch ein paar Verrückte darf man sich das Leben nicht einschränken lassen“, sagt Pierre Johanning, der zwei Geschäfte auf dem Markt betreibt. Trotzdem ist auch hier die Trauer zu spüren: An seinen Buden hat Johanning Kerzen aufgestellt – zum Gedenken an die Toten und Verletzten. Johanning glaubt, dass bis Freitag die Besucherzahlen auch in Düsseldorf zurückgehen werden.

„Vorsicht sollte man immer walten lassen“, findet Emilie Nock, die mit ihrem Team gefüllten Lachs anbietet. „Aber ich mach mich nicht verrückt.“ So etwas könne überall passieren, nicht nur auf einem Weihnachtsmarkt.

Schlag 12 Uhr mittags gehen die Lichter an den Weihnachtsmarktbuden aus. Das Riesenrad am Rhein stoppt, der Lautstärkepegel in der Altstadt senkt sich. Vor dem Rathaus sind nur die Glocken und das Knipsen der Fotografen zu hören, als sich Weihnachtsmarktbesucher dort für fünf Minuten versammeln. „Wir sind erschüttert über diese unfassbare Tat“, sagt Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) in einer kurzen Ansprache. Aber schon wenige Minuten später geht der Betrieb auf dem Weihnachtsmarkt weiter – allerdings ohne Musik.

In Moers ließ der Veranstalter (Moers-Marketing) kurzfristig und nach Absprache mit Stadt, Polizei und Feuerwehr im Eingangsbereich des Marktes drei Beton-Barrieren aufstellen. Die Feuerwehr kann im Notfall passieren, aber eine schnelle Durchfahrt wird verhindert.

Solche mobilen Sperren wurden u. a. auch in Duisburg installiert. Über 100 Wassertanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils mehr als 1000 Litern wurden von Kräften der Feuerwehr an 20 Stellen in allen Zufahrtsstraßen, die zur Fußgängerzone führen, als Sicherheitssperren aufgebaut. Auch zwei Busse wurden an neuralgischen Stellen als Sperre geparkt. Zusätzlich würden „technische Sicherungsmaßnahmen“ platziert, hieß es, aus einsatztaktischen Gründen würden Details aber nicht verraten.

In Dortmund gehen die Maßnahmen noch weiter. Dort dürfen bis zum 31. Dezember zwischen 18 und 23 Uhr keine Fahrzeuge über 3,5 Tonnen innerhalb des Wallrings fahren. Das hat die Stadt am Abend bekannt gegeben.

In Essen setzen Stadt und Polizei auf ein anderes System. Dort werden an 15 Stellen bemannte Fahrzeuge quer gestellt, und zwar überall da, wo ein Terrorist nach dem Muster in Berlin mit einem gekaperten Lkw eventuell durchbrechen könnte.

Die Sperr-Fahrzeuge werden von der Stadt Essen, der Polizei und privaten Sicherheitsdiensten gestellt, letztere werden von der Stadt als Verstärkung engagiert und bezahlt. Als neuralgische Punkte für Durchbrüche in die Fußgängerzone gilt vor allem der Willy-Brandt-Platz, wo die Polizei einen Mannschaftswagen aufstellt.

„Einen 40-Tonnen-Lastwagen könnten die Fahrzeuge nicht aufhalten, da darf man sich nichts vormachen“, betont einer der Verantwortlichen der Stadt, und auch die Polizei lässt das Symbolhafte der Aktion durchblicken: „Uns geht es darum zu zeigen, dass die Polizei hier präsent ist und Fahrzeuge schwerer in die Innenstadt kommen“, sagte Sprecher Ulrich Faßbender. Während bisher Anlieferverkehr per Lkw und auch Taxifahrten in einigen Fußgängerbereichen möglich waren, will die Stadt in den nächsten Tagen dies strikt unterbinden. „Von 11 Uhr morgens bis 21 Uhr abends kommt niemand mehr in die gesicherten Bereiche“, betont Kromberg.

Am Centro in Oberhausen wurde bereits nach dem Attentat in Nizza baulich nachgerüstet. Centro-Manager Marcus Remark: „Die Sicherheitsbehörden gehen hier seit Jahren von einer abstrakten Gefahr aus. Nach Nizza haben wir rund 80 Pöller auf dem Gelände so massiv verstärkt, dass wir davon ausgehen: Das hält auch Lastwagen auf.“

Remark kann noch nicht abschätzen, ob der Besucherstrom zum Centro in den nächsten Tagen abreißt. „Derzeit sehe ich genauso viele Besucher wie am Montag zur gleichen Zeit. Wir sollten unser Leben auch nicht durch Terroristen einschränken lassen.“