Hagen. . Polizei verstärkt ihre Präsenz auf Weihnachtsmärkten und geht mit der Maschinenpistole auf Streife. Silvesterlauf Werl-Soest findet statt
- Polizei verstärkt Präsenz auf Weihnachtsmärkten
- Mit der Maschinenpistole auf Streife
- Silvesterlauf Werl-Soest findet statt
Es ist anders. Die Atmosphäre auf dem Hagener Weihnachtsmarkt wirkt am Tag nach Berlin wie in Watte gepackt. Keine Musik. Um 18 Uhr wird das Licht gedimmt. Es gibt eine Schweigeminute. Ob weniger Leute da sind? Cornelia Schulze grillt Bratwürste, 1/2-Meter lang. Die 56-Jährige meint: „Ja. Man merkt, die Stimmung ist gedrückt. Die Leute haben Angst.“ In der Westfalenschänke um die Ecke gibt es Glühwein. Chef Jeffrey Arens ist zufrieden: „Wir haben viel Stammpublikum. Und das ist auch heute da.“
Die Polizei
„Ja“, sagt Thomas Gutsfeld, Direktionsleiter Gefahrenabwehr der Hagener Polizei, „wir verstärken das Personal auf dem Weihnachtsmarkt. Und wir gehen mit Maschinenpistolen Streife, tragen schusssichere Westen.“ Mit der Feuerwehr seien Maßnahmen in Vorbereitung, „um das Risiko von Szenarien wie in Berlin zu minimieren.“ So stehen Fahrzeuge der Feuerwehr als Hindernisse quer auf den Zufahrtsstraßen. Beamte mit Maschinenpistolen und Schutzwesten, darauf setzt man überall. Abgesagt hat man die Weihnachtsmärkte nirgends, weder im Kreis Soest noch im Märkischen Kreis, auch nicht in Siegen-Wittgenstein oder im Ennepe-Ruhr-Kreis. Nicht böse sind die Beamten, dass im Kreis Olpe kein Weihnachtsmarkt mehr läuft. Menschenmengen gibt es wieder in ein paar Wochen. Hauptkommissar Stephan Clemens: „Karneval geht es wieder los.“
Die Kirchen
Heiligabend – die Kirchen werden so gut besucht sein wie das ganze Jahr über nicht. Braucht es in diesen Zeiten besonderen Schutz für die Gläubigen in den Gottesdiensten? „Kirchen sind offene Orte und Orte der Freiheit und des Friedens“, sagt Andreas Duderstedt, Pressesprecher der Evangelischen Kirche von Westfalen. Taschen- oder Personenkontrollen am Eingang – undenkbar und nicht praktikabel, heißt es sowohl aus der evangelischen Kirche wie auch aus dem Erzbistum Paderborn. Das zerstöre die besinnliche und friedliche Stimmung an Weihnachten, sagt Thomas Throenle aus der Pressestelle der Erzbistums Paderborn. Schwer bewaffnete Polizisten vor den Portalen – „nicht im Kreis Soest“, betont Polizeisprecher Frank Meiske.
Im Märkischen Kreis will die Polizei zumindest bei großen Ereignissen Präsenz zeigen. So wird das Turmblasen in Menden an Heiligabend unter Polizeischutz stattfinden. „Aber wir können nicht jeden Weihnachtsgottesdienst bewachen“, so Pressesprecher Dietmar Boronowski.
Die Events
Zu den nächsten Großveranstaltungen zählt der Silvesterlauf von Werl nach Soest. Die Veranstalter erwarten bis zu 20 000 Zuschauer und 6500 Teilnehmer. Das Sicherheitskonzept umfasst 70 Seiten und entstand in Absprache mit dem Kreis Soest und den weiteren Behörden. Der Anschlag in Berlin wird keine Auswirkungen haben, so Veranstalter Ingo Schaffranka. „Seit der Loveparade in Duisburg wurde das Konzept angepasst.“ Früher waren es 38 Helfer, die die Strecke sicherten, heute sind es 73. „Die Helfer halten keinen 70-Tonner auf, aber wir könnten uns per Funk sofort verständigen, um die Strecke zu räumen.“ Im Sicherheitskonzept wird dieses Szenario unter dem Begriff „Geisterfahrer“ durchgespielt.
Die Konzepte
„Wir haben gleich am frühen Morgen Kontakt aufgenommen zu den Kommunen, in denen Weihnachtsmärkte stattfinden: Soest Lippstadt und Bad Sassendorf“, sagt Frank Meiske. Seit Monaten bereits, lange bevor die Märkte eröffnet wurden, liegen die Sicherheitskonzepte vor. Nun „haben wir noch einmal geguckt, wo wir etwas verbessern können“. Aus taktischen Überlegungen wolle man mögliche Maßnahmen nicht öffentlich machen. „Wir haben die Marktbeschicker sensibilisiert und für den Fall, dass ihnen etwas Verdächtiges auffällt die Meldewege erneut abgeklärt.“
Die Politik
Weiche Ziele wie Weihnachtsmärkte „wird man nie hundertprozentig schützen können“, sagt Patrick Sensburg, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Brilon. Statt neuer Sicherheitskonzepte fordert er „eine ordentliche Sicherheitsüberprüfung der Flüchtlinge“. Der Landrat des Hochsauerlandkreises, Karl Schneider, ist beunruhigt: „Der Terror kommt immer näher. Erst Paris, dann Brüssel, jetzt Berlin. Eine Sorge treibt den Christdemokraten um: „Die Verunsicherung der Menschen wächst. Ich habe die Sorge, dass sie Großveranstaltungen künftig fernbleiben.“