Als Angela Merkel mit ihrem weißen Golf durch Brandenburg sauste und laut Klaviermusik hörte, als sie an Atomkraft glaubte und niemand an ihre spätere Kanzlerschaft, da bekam die Umweltministerin erstmals mit, wie ein Leittier von der eigenen Herde gehetzt wird.

Als Angela Merkel mit ihrem weißen Golf durch Brandenburg sauste und laut Klaviermusik hörte, als sie an Atomkraft glaubte und niemand an ihre spätere Kanzlerschaft, da bekam die Umweltministerin erstmals mit, wie ein Leittier von der eigenen Herde gehetzt wird.

Nach zwölf Jahren im Kanzleramt hatte ein zunehmend müder Helmut Kohl 1994 gegen den harmlosen Rudolf Scharping gewonnen. Mit dem ersten Tag seiner vierten Amtszeit begann ein brutales Finale. Die CDU wusste: Mit dem Alten ist nichts mehr zu holen. Parteien sind Opportunistenhaufen mit kollektivem Gespür für schwindende Autorität. Jetzt oder nie. Sie hatten schon zu lang gewartet.

Kronprinz Schäuble, Rühe, die neuen Milden wie Koch, Wulff, Merz, Oettinger brachten sich in Position. Kohl witterte den Blutdurst und bunkerte sich ein. Der Mehltau reinen Machterhalts lag bleiern über Land. Nie ist Regieren einsamer als in der letzten Runde. Ministerpräsidenten kennen das Drama: Parallel zu Kohl ging es Johannes Rau in NRW an den Kragen. 2002 war Sachsen-Monarch Kurt Biedenkopf dran, 2007 der eiserne Edmund Stoiber, der eine Zweidrittelmehrheit für die CSU geholt hatte. Horst Seehofer ahnt, was ihm blüht, daher dieser erratische Stepptanz.

Auch für Angela Merkel wird das ewige Gesetz der deutschen Politik gelten: In der letzten Runde bröselt die Burg. Loyale werden zu Feinden, Gemeinheiten gestreut, ewig schwelende Rachsucht bricht durch. Eine Frau aus dem Osten, kinderlos und Protestantin, das haben ihr die bösen, alten Männer bis heute nicht verziehen. Nachfolge regeln? Hat kaum wer geschafft. Und dann diese Müdigkeit.

Kanzlerjahre zählen wie Hundejahre, siebenfach. Das Drehbuch für den letzten Akt steht fast fest: Mühsamer Wahlkampf, knapper Sieg, die übliche Koalition. Und dann? Treibjagd mit Ansage. Angela Merkel weiß, wie das ist.