Essen. . Durch mechanische und elektronische Systeme können die Wohnung gesichert werden.

Auf das Wochenende im Romantikhotel hatte sich Maria S. lange gefreut. Doch das Hochgefühl der jungen Assistenzärztin war schnell verflogen. Kaum im Hotel eingecheckt, meldeten sich die Nachbarn: die Terrassentür ihrer Erdgeschosswohnung stehe offen, es sei wohl eingebrochen worden, die Polizei sei informiert. Zurück zu Hause, bot sich Maria S. ein Bild der Verwüstung: Schubladen und Schränke waren durchwühlt, Schmuck, Computer und Stereoanlage verschwunden. Wo der neue Flachbildfernseher stand, baumelten nur noch die Kabel aus der Wand.Immerhin: Den Autoschlüssel für ihren BMW in der Tiefgarage hatten die Langfinger nicht gefunden.

Die Wohnung von Maria S. ist eine von rund 167 000, die Einbrecher hierzulande laut der Polizeilichen Kriminalstatistik im vergangenen Jahr ausgeraubt haben. Im Vergleich zum Jahr 2014 ist das ein Plus von 9,9 Prozent – dabei hatte die Einbruch­statistik schon damals mit 152 000 registrierten Fällen einen Rekordwert verzeichnet. Statistisch wird damit mittlerweile etwa alle dreieinhalb Minuten ein Haus oder eine Wohnung aufgebrochen. Besonders betroffen sind großstädtische Regionen, vor allem in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Berlin und Hessen.

Etwa jeder fünfte Einbruch findet im Dezember statt

Jetzt, zur dunklen Jahreszeit, ist es besonders schlimm: „Das letzte Quartal des Jahres ist Hauptsaison für Einbrecher“, warnt Jörg von Fürstenwerth, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Verbandsstatistik besagt, dass etwa jeder fünfte Einbruch im Dezember stattfindet, etwa jeder zehnte im Oktober, November und Januar. Fast die Hälfte aller Einbrüche erfolgt damit in diesen vier Monaten. Dabei werden die meisten Taten nicht nachts, sondern während der Abenddämmerung begangen: „Die Täter brechen mit Vorliebe zwischen 16 und 18 Uhr ein“, sagt von Fürstenwerth.

Die Schäden sind immens: Die Hausratversicherer haben im vergangenen Jahr rund eine halbe Milliarde Euro gezahlt, um die materiellen Folgen auszugleichen. Damit haben die Schäden in den vergangenen fünf Jahren um mehr als ein Drittel zugenommen. „Diese Zahlen verdeutlichen, dass es in den letzten Jahren nicht gelungen ist, wirkungsvoll gegen Einbrecher vorzugehen“, sagt der GDV-Geschäftsführer.

Dabei hätten die Schäden noch weitaus höher ausfallen können, denn laut GDV-Angaben scheitert etwa jeder zweite Einbruchsversuch. Die meisten Täter geben nämlich ihr Vorhaben auf, wenn sie nicht nach wenigen Minuten Erfolg haben oder gestört werden – schließlich wollen sie so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Oftmals reichen daher schon wenige, vergleichsweise kleine Maßnahmen aus, um Langfinger abzuschrecken.

Die Schwachstellen sind fast überall die gleichen: In vier von fünf Fällen kommen Einbrecher über die Terrassentür oder durch ein Fenster. Gerade bei älteren Fenstern reicht zum Aufhebeln schon ein Schraubenzieher. Bei Häusern, in denen die Garage in das Gebäude integriert ist, ist auch das Garagentor ein beliebter Einstiegspunkt: Die meist elektronisch gesteuerten Tore lassen sich relativ leicht überwinden – und die Verbindungstür zwischen Garage und Haus ist oftmals nicht abgeschlossen oder unzureichend gesichert.

Wer die Schwächen kennt, kann gezielt gegensteuern. „Die Erfahrung hat gezeigt: Sicherheitstechnik wirkt, wenn die richtigen Mittel fachmännisch installiert werden“, sagt Udo Pesch, Experte für Einbruchsicherung bei der Ergo Versicherungsgruppe. Am effektivsten sei mechanische Sicherungstechnik. „Das heißt, Sie sichern Fenster und Türen so, dass ein Einbruchsversuch bestenfalls scheitert. Bei Neu-, Umbauten oder Renovierungen können einbruchhemmende Haus- und Wohnungstüren oder Fenster und Terrassen- oder Balkontüren bereits von vorneherein geplant werden“, so der Experte. Im Altbau gehe es meist um ein Nachrüsten von Fenstern und Türen, wenn man diese nicht austauschen kann oder will. „Da gibt es viele wirkungsvolle Maßnahmen wie Querriegel oder spezielle Tür- und Fensterzusatzschlösser“, erklärt Pesch. „Wenn das Obergeschoss leicht zu erreichen ist, beispielsweise durch einen Balkon oder eine Garage, sollten auch diese Fenster und Türen gesichert werden.“

Elektronische Systeme bauen auf der mechanischen Absicherung auf. „Hier gilt: Mechanik verhindert, Elektronik meldet“, sagt Pesch. Die elektronische Sicherung könne nichts verhindern, aber dafür bemerken und melden. „Eine mechanische Absicherung ist das Pflichtprogramm. Wenn die Elektronik darauf aufbaut, trägt das erheblich zum Sicherheitsgefühl der Bewohner bei“, sagt der Experte. So gehört ein Bewegungsmelder, der beim kleinsten Zucken auf dem Grundstück die Außenbeleuchtung einschaltet, zum Standard. Ausgeklügelte Alarmanlagen sind keine große Investition: Ein professioneller elektronischer Schutz für ein Einfamilienhaus ist ab 3000 Euro zu haben, inklusive Material und Installation. Viele Hausbesitzer bauen zudem Überwachungskameras auf, die oftmals mit dem Internet verbunden sind, sodass man von unterwegs ebenfalls den Überblick hat.

Auch Komplettlösungen sind erschwinglich. Apple bietet mit dem System „Canary“ ein kompaktes Gerät zum Preis von 220 Euro an, mit integrierter HD-Kamera, automatischer Bewegungserkennung und Nachtsichtfunktion. Die Aufnahmen können in Echtzeit auf iPhone oder iPad gestreamt werden. Bei Alarm vertreibt eine 90 Dezibel laute Sirene die Eindringlinge. Daneben überwacht das System auch die Raumtemperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Luftqualität. Über den Kaufpreis hinaus fallen keine Gebühren an. Das System ist jedoch auf Apple beschränktund lässt sich nicht mit Smartphones anderer Anbieter kombinieren.

Die Telekom buhlt mit dem System „Magenta SmartHome“ um Kunden. Erforderlich dafür ist eine Homebase, die den Funkkontakt zu allen angeschlossenen Geräten steuert – das können von Rollläden über Kameras, Bewegungsmelder und Alarmanlagen bis hin zu Lampen und Steckdosen sein. Bedienung und Kontrolle laufen über eine Smartphone-App. Verschafft sich jemand Zutritt zum Haus, schlagen alle Sensoren Alarm und informieren per Push-Nachricht auf dem Smartphone. Während die Innen- und Außenkameras Bilder von den Einbrechern aufzeichnen, macht sich die Polizei auf den Weg. Vorteil dieses Systems ist die große Bandbreite anschließbarer Geräte. Zudem ist„Magenta SmartHome“ ist nicht auf ein Betriebssystem beschränkt. Es fällt jedoch eine monatliche Grundgebühr von 9,95 Euro an.

Schutz-Maßnahmen können staatlich gefördert werden

Das Unternehmen Abus setzt auf eine Kombination mechanischer und elek­tronischer Systeme: Mit einer speziellen Verriegelung für Türen und Fenster stemmt sich Einbrechern ein Widerstand von einer Tonne entgegen. Zugleich wird der Einbruch an eine aus der Ferne per App steuerbare Alarmanlage gemeldet, die durch Kameras ergänzt werden kann. Diese Lösung kostet bis zu 300 Euro pro Tür und Fenster.

Deutlich kostengünstiger sind einige technische Gadgets, die im Internet und auch in vielen Baumärkten erhältlich sind. So kann beispielsweise schon die Attrappe einer Alarmanlage Wunder wirken – und sie kostet nur zwischen 20 und 30 Euro. Ebenfalls das Potenzial, Einbrecher in die Flucht zu schlagen, hat ein „elektronischer Wachhund“: Das mit Sensoren ausgestattetes Alarmgerät reagiert auf Vibrationen wie Rütteln an der Tür oder Geräusche wie Klingeln, Klopfen oder Rufen mit aggressivem Hundegebell, das täuschend echt klingt. Um die 40 Euro kostet ein solches Gerät. Mithilfe eines TV-Simulators, der für 30 Euro erhältlich ist, lässt sich Anwesenheit vortäuschen: Die Mini-Leuchte mit zwölf LEDs flackert wie ein echter Fernseher und lässt das Zuhause bewohnt erscheinen. Mithilfe einer Zeitsteuerung kann das Gerät zudem bei Dämmerung automatisch eingeschaltet werden und geht nach ein paar Stunden von selbst wieder aus. Was diese Gadgets allerdings eint: Wenn Langfinger den Fake erkennen, haben sie freie Bahn – während sich die Bewohner in trügerischer Sicherheit wiegen.

Maßnahmen zum Schutz werden über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert. Abhängig von der Investition erhalten Antragsteller einen Zuschuss zwischen 200 und 1500 Euro. Gefördert wird beispielsweise der Einbau von Sicherheitstüren und -fenstern, die Nachrüstung einbruchhemmender Türen sowie die Installation von Alarmanlagen. Zwar ist der für dieses Jahr vorgesehene Förderetat bereits ausgeschöpft, einen Antrag sollte man aber dennoch stellen. Denn ab dem kommenden Jahr soll das Programm vorbehaltlich der Zustimmung des Bundestages um 40 Millionen Euro aufgestockt werden.Effektiver ist jedoch eine gute Nachbarschaft.Ein aufmerksamer Nachbar, der regelmäßig nach dem Rechten sieht und Alarm schlägt, wenn er etwas Verdächtiges beobachtet, ist gelebter Einbruchschutz. Denn Einbrecher, die gestört werden, ergreifen die Flucht und suchen sich anderswo ein neues Objekt der Begierde.