Essen. . Thyssen-Krupp ist Ziel einer großangelegten Hacker-Attacke geworden. Einer Cyberbande war IT-Systeme des Unternehmens eingedrungen.

Der Essener Industriekonzern Thyssen-Krupp ist Ziel eines massiven Hackerangriffs geworden. „Es handelte sich um einen professionellen Angriff, der nach unseren Informationen einer Angreifergruppe im südostasiatischen Raum zugeordnet werden kann“, teilte Thyssen-Krupp mit. Ziel des Angriffs sei vor allem der Diebstahl von technologischem Wissen und Forschungsergebnissen aus der Anlagenbausparte („Industrial Solutions“) gewesen. Die Hacker griffen auch das Stahlwalzwerk Hohenlimburg in Hagen an. Es sei um „Spionage, nicht Sabotage“ gegangen.

Entdeckt worden sei der Angriff bereits im April dieses Jahres, berichtete das Unternehmen. Dabei sei aufgefallen, dass der Angreifer seit Februar im Netzwerk von Thyssen-Krupp gewesen sei. Im August seien die Datensysteme in Hohenlimburg bereinigt worden, im Oktober folgte die Anlagenbausparte weltweit. Der Konzern bestätigte, dass „in geringem Umfang“ Kundendaten abgeflossen seien.

„Der Angriff wurde zeitnah entdeckt“

Thyssen-Krupp betonte, der Angriff sei „sehr zeitnah entdeckt“ worden. Meist vergehen viele Wochen vom ersten Eindringen bis zur Identifikation eines Cyber-Angreifers. „In den komplexen IT-Landschaften von Großunternehmen gibt es nach Expertenmeinung keinen hundertprozentigen Schutz gegen organisierte, hochprofessionelle Hacker-Aktivitäten“, betonte Thyssen-Krupp. Unlängst war die Deutsche Telekom zum Ziel von Cyber-Kriminellen geworden. Zwischenzeitlich gab es bei rund 900 000 Telekom-Kunden Ausfälle oder Schwankungen in der Qualität der Verbindungen für Internet, Telefonie und Fernsehen.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zeigte sich nach der Attacke auf Thyssen-Krupp alarmiert. „Das Risikopotenzial von Cyber-Angriffen auf die deutsche Industrie ist hoch“, sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo der WAZ. „Große wie kleine Unternehmen müssen ihre Sicherheitsvorkehrungen gegen Hackerangriffe verbessern und ih­ren Schutz laufend anpassen.“ Grillo sprach sich ausdrücklich für eine „deutlich engere Vernetzung von Industrie, ­Si­cherheitsbehörden und Forschung“ aus.

Der Digitalverband Bitkom lobte Thyssen-Krupp für seinen offenen Umgang mit dem Hackerangriff: „Nur so erhalten wir ein genaues Lagebild und können bessere Abwehrstrategien entwickeln.“