Bottrop. . Ein Apotheker in Bottrop steht im Verdacht, massenhaft Krebsmedikamente beim Zusammenmischen zu niedrig dosiert zu haben. Der Mann sei verhaftet worden, teilte die Staatsanwaltschaft Essen am Donnerstag mit. Der 46-Jährige sitzt in Untersuchungshaft.

Ein Apotheker in Bottrop steht im Verdacht, massenhaft Krebsmedikamente beim Zusammenmischen zu niedrig dosiert zu haben. Der Mann sei verhaftet worden, teilte die Staatsanwaltschaft Essen am Donnerstag mit. Der 46-Jährige sitzt in Untersuchungshaft.

Er soll in mindestens 40 000 ­Fällen Infusionen zur Krebsimmuntherapie abweichend von den individuellen ärztlichen Verordnungen zu gering dosiert haben. Dabei habe er auch gegen ­Hygienevorschriften verstoßen, werfen ihm die Ermittler vor. Mit den Kassen habe der Apotheker aber den vollen Betrag abgerechnet. Der finanzielle Schaden liege bei rund 2,5 Millionen Euro.

Welchen gesundheitlichen Schaden der Apotheker angerichtet hat, ist völlig offen. Es sei voraussichtlich nicht herauszubekommen, wie viele und welche Patienten von fehlerhaften Infusionen betroffen waren und welche Auswirkungen das gehabt haben könnte, erklärte die Staatsanwaltschaft.

In Deutschland gibt es nur wenige Fachapotheken für Onkologie, die Zahl der aus Bottrop versorgten Ärzte und Kliniken dürfte groß sein. Der Apotheker schweigt. Das will die Deutsche Stiftung Patientenschutz nicht hinnehmen. „Das Schweigen des Apothekers darf den Opferschutz nicht behindern“, sagte der Vorsitzende Eugen Brysch. Es müsse schnellstens aufgeklärt werden, welche Patienten gestreckte Medikamente erhalten hätten. „Brysch forderte die Ärzte auf, Kontakt zu möglicherweise Betroffenen aufzunehmen. Das Gesundheitsministerium müsse für sie eine Hotline einrichten.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) riet verunsicherten Patienten, sich an die behandelnden Ärzte zu wenden. Sie „sollten wissen, woher die Arzneimittel stammen“. Und nur sie könnten über mögliche Auswirkungen und Konsequenzen für die Therapie ihrer Patienten entscheiden. Die tatsächliche Dimension sei noch völlig offen. Krebsbetroffene und ihre Angehörigen stürze aber allein der Verdacht „in eine furchtbare Situation“.