Stiftung Warentest zückte den Rotstift. Nur zwei von 17 Büchern fanden die Experten "gut"
Essen. Falsche Jahreszahlen, veraltete, falsche, fehlende Informationen, zu komplizierte Texte, schlechte Gestaltung und mehr: Eine Vielzahl von Fehlern haben Experten in 17 Schulbüchern großer deutscher Verlage entdeckt. "Der Gesamteindruck ist schwach", sagte Hubertus Primus von der Stiftung Warentest in Berlin. Nur je ein Bio- und ein Geschichtsbuch bekam durchgehend die Note "gut", zwei Bio- und ein Geschichtsbuch erhielten dagegen ein "mangelhaft" in Sachen Fehlerfreiheit.
2006 hatten die Warentester den Tipp eines erzürnten Biologielehrers aufgegriffen, den eine falsche Darstellung des Treibhauseffekts im Lehrbuch ärgerte. Für den Test ausgewählt wurden zehn Biologie- und sieben Geschichtsbücher für die Sekundarstufe I an Gymnasien. Je drei Schwerpunktthemen (bis zu 50 Seiten pro Buch) forsteten die Experten akribisch durch.
Ergebnis: "Im Schnitt findet sich auf jeder fünften Seite eines Biologiebuches ein wichtiger Fehler, bei zwei Büchern sogar auf jeder dritten", sagte Lothar Beckmann, Ressortleiter der Stiftung, der WAZ.
Diese etwa: Da ist der Sturz des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker auf den 18. September 1989 datiert - tatsächlich fand er einen Monat später statt. Falsch datiert ist auch der Rücktritt seines Nachfolgers; ein "gut" bekam das Buch aber fürs Layout.
Bemerkenswertes fand sich auch in den Bio-Büchern: So ist in einem der Darm des Blauwals 56-mal so lang wie der Körper - tatsächlich ist er vier bis fünf Mal so lang. Falsch ist eine Nahrungspyramide in einem anderen Buch: Da steht der Uhu ganz oben, über dem Fuchs - tatsächlich frisst der Uhu bestenfalls einen Hasen.
Falsche Angaben zum Mikroskopieren fanden sich gleich in mehreren Büchern. Gravierend fanden die Prüfer Informationen, die fehlen: Warnhinweise zum Experimentieren mit Brennspiritus. "Trotz solcher Schwächen sind die Bio-Bücher aber nicht ungeeignet für den Unterricht", sind sich die Tester einig.
Das sagt der Lehrerverband VBE auch: "Schulbücher sind ja nicht die einzigen Lehrmittel, sie ersetzen keinen Lehrer", so der Vorsitzende Udo Beckmann. Zur pädagogischen Verantwortung gehöre auch, offensichtliche Fehler in Unterrichtsmedien zu finden - vor dem Einsatz in der Klasse.
Das NRW- Schulministerium will die detaillierte Fehlerliste abwarten. Sprecher Herbert Spies: "Die werden wir sorgsam prüfen und dann alle nötigen Schritte einleiten."
550 Schüler durften gleichfalls Noten geben. Ihr Urteil: meist ein "gut". Mangelhaft fanden sie kein einziges Buch.