Augsburg. Das CIA-Entführungsopfer Khaled el Masri hat den Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft wohl angegriffen, weil er diesem die Schuld an seiner Verschleppung gibt. El Masri selbst, der in U-Haft sitzt, schweigt über sein Motiv.

Das CIA-Entführungsopfer Khaled el Masri hat den Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft wohl angegriffen, weil er diesem die Schuld an seiner Verschleppung gibt. «Offenbar glaubt El Masri, dass Noerenberg schuld an seiner Entführung durch den amerikanischen Geheimdienst im Jahr 2004 ist», sagt die Memminger Oberstaatsanwältin Renate Thanner der «Augsburger Allgemeinen». El Masri, der in Memmingen in Untersuchungshaft sitzt, schweige weiter über sein Motiv.

El Masri, der laut Münchner Staatsanwaltschaft von CIA-Agenten im Dezember 2003 nach Afghanistan verschleppt und dort fünf Monate gefangengehalten wurde, hatte den CSU-Politiker am Freitag im Rathaus zusammengeschlagen. Die Anklagebehörde ist der Zeitung zufolge nach Auswertung zahlreicher Akten, die sich mit El Masris Vorgeschichte befassen, zu der Erkenntnis über sein mögliches Motiv gekommen. «El Masri ist offenbar überzeugt, dass Noerenberg dem amerikanischen Geheimdienst CIA Daten über ihn übergeben hat», zitiert die Zeitung. «Dies, so glaubt er, habe zu seiner Verschleppung in ein geheimes Gefängnis in Afghanistan geführt.»

Ein Gutachter müsse nun klären, ob der 46-jährige arbeitslose Autohändler zum Zeitpunkt der Tat vermindert schuldfähig war. El Masri war bereits mehrfach wegen Gewaltausbrüchen aufgefallen. Im Mai 2007 fuhr er in Neu-Ulm mit seinem Auto in einen Metro-Markt und legte Feuer. Außerdem schlug er während einer Fortbildung einen Ausbilder krankenhausreif. Ein Gericht verurteilte ihn zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und einer Therapie. Laut einem Zeitungsbericht soll er vor einem Monat in der geschlossenen Abteilung des Bezirkskrankenhauses Günzburg untersucht worden sein, nachdem er einen benachbarten Firmenbesitzer bedroht habe. (ap)