Autohersteller wie Porsche befürchten Imageverlust. CDU und FDP befürworten bessere Verkehrslenkungssysteme. Autoexperte Dudenhöffer plädiert für eine modernere Technik in Fahrzeugen

Düsseldorf. Die SPD-Forderung nach Tempo 130 auf Autobahnen stößt auf breite Ablehnung in der Autobranche, der Polizei,bei FDP und CDU. Umweltverbände und Grüne begrüßen den Vorstoß.

"Staus müssen wir bekämpfen, nicht die Autofahrer", fordert der Generalsekretär der NRW-CDU, Hendrik Wüst. "Ein Tempolimit bringt gar nichts. Die vielen Pendler, die sich morgens im Schneckentempo durch unser Land bewegen, können über diesen Vorstoß wohl nur lachen."

Dieser Kritik des politischen Gegners kann selbst SPD-Landeschefin Hannelore Kraft nicht widersprechen, denn sie bewertet die Verkehrssituation auf NRW-Autobahnen gleich: "Hier steht man doch eh nur im Stau." Trotzdem verteidigt sie den Parteitagsbeschluss als "Zeichen in der weltweiten Debatte um den Klimawandel".

Der Verkehrsexperte der Grünen im Landtag, Horst Becker, glaubt gar nicht, dass die SPD es mit dem Tempolimit so richtig ernst meint: "In der Sache wäre es richtig, fürs Klima nützlich und für die Unfallsicherheit außerordentlich erforderlich." Aber es habe bei der SPD schon einmal einen Beschluss für Tempo 100 gegeben. Bereits 1985 legte sich die SPD hier fest. "Das wirft ein bezeichnendes Licht auf den Durchsetzungswillen der SPD", erklärt Becker.

Die FDP ist aus grundsätzlichen Erwägungen gegen eine Geschwindigkeitsbeschränkung: "Eine solche Gängelung der Autofahrer kannten wir bisher nur von den Grünen", kommentiert Christof Rasche, verkehrspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion: Begrüßen würde die FDP aber "dynamische Systeme, die den Verkehr aufkommensabhängig steuern und so den Verkehrsfluss erhöhen".

"Die Berechnungen der CO2-Einsparung bei Tempolimits sind überwiegend Milchmädchenrechnungen", kritisiert Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen. Wesentlich mehr CO2 könne man durch moderne Technik und verbesserte Straßennetze einsparen. Vehement wehren sich auch die Automobilhersteller gegen die SPD-Pläne, allen voran Porsche: "Das würde dem Image der deutschen Automobilindustrie beträchtlich schaden." Kommentar Seite 1 Tagesthema Seite 2