Reformer für die Gewerkschaft

Mit der Nominierung Berthold Hubers und Detlef Wetzels als neue Doppelspitze der IG Metall kehrt Deutschlands größte Gewerkschaft zu bewährter Harmonie zurück. Dass das Führungsduo mit einer Stimme spricht, war bereits in den 50er und 60er Jahren unter Otto Brenner sowie in den 80er und 90er Jahren unter Franz Steinkühler gelebte und erfolgreiche Praxis.

2003 aber schaffte es Jürgen Peters an die Spitze der IG Metall. Ein machtbewusster Kampf-Rhetoriker, Taktierer, Traditionalist. Seine besten Auftritte hatte er hinter Mikrofonen auf den Podien, wortgewaltig und massiv im Erscheinungsbild. Er konnte die Arbeiterschaft mitreißen und sie überzeugen von seinen Ansichten.

Doch welche wirklich wegweisenden Programme hat Peters aufgestellt? Wie wird die Peters-Ära bei der IG Metall in Erinnerung bleiben? Gewiss ist es nicht der Kampf um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland vor vier Jahren, auch nicht das Anrennen gegen die Rente mit 67. Dieses Themas haben sich längst andere angenommen.

Es bleibt nicht viel, was mit Peters in Verbindung gebracht werden kann. Vielleicht die professionelle Amtsführung der vergangenen Monate, Seite an Seite mit Huber, der eigentlich ein anders Denkender ist. Peters hat es geschafft, die IG Metall wieder zu einen, nach schlimmen internen Streitereien im Jahr 2003 und einer bedrohlichen Austrittswelle in der Folge. Peters übergibt ein sauber aufgestelltes Gewerkschaftshaus an seinen bisherigen Stellvertreter Huber und an den zukünftigen Zweiten Vorsitzenden Detlef Wetzel. Das aber wird man Peters im Nachhinein nicht danken. Das war schlicht seine Pflicht.

Mit der Ära Huber/Wetzel macht die IG Metall einen Schnitt. Reformer nehmen sich nun der Zukunft der Gewerkschaft an. Mit seiner Art wird es das neue Führungsduo nicht leicht haben. Denn Huber und Wetzel wollen bei Tarifverhandlungen zwar einerseits das Beste für ihre Mitglieder herausschlagen. Sie nehmen sie andererseits aber auch in die Pflicht. Denn sie haben auch das Wohl von Unternehmen im Sinn. Ausnahmen aus dem Flächentarif etwa sind bei Wetzel keine Seltenheit. Das verlangt auch von Arbeitnehmern Flexibilität und Verantwortung gegenüber Arbeitgebern.

Mit Huber und Wetzel kehrt neue Sachlichkeit ein bei Auseinandersetzungen um Tarife, um Leiharbeit, um Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Die deutsche Wirtschaft insgesamt wird von ihnen profitieren.