Unbemerkt wird Mädchen die gefährliche Droge in Diskos und Kneipen in die Getränke geschüttet, um sie zu missbrauchen. Die Dunkelziffer ist groß, weil sich die jungen Frauen zumeist nicht erinnern können
Düsseldorf. Das Zeug ist farb- und geruchlos, schmeckt leicht salzig und fällt daher in Getränken nicht weiter auf - die als K.-o.-Tropfen bezeichnete Droge Gamma-Hydroxid-Buttersäure (GHB) wird nach Feststellung der Frauen-Notrufstellen und der NRW-Grünen ahnungslosen Mädchen bei Disko-, Kneipen- oder Party-Besuchen in Cocktails gemischt. Die Täter wollen ihre Opfer willenlos und gefügig machen, vergewaltigen sie anschließend. Die Opfer können sich nachher an nichts erinnern.
Wie groß die Gefahr für Frauen in Diskos wirklich ist, weiß im Grunde niemand. Dem Bundeskriminalamt sind nach Angaben der Grünen acht Fälle bekannt; zähle man aber alle Fälle der Landeskriminalämter zusammen, komme man auf 200, meint die stellvertretende Grünen-Fraktionschefin Barbara Steffens. Sie fordert die Landesregierung auf, eine Aufklärungskampagne über "Liquid Ecstasy" zu starten.
Die verbotene, aber per Internet leicht erhältliche Substanz wird von manchen Partygängern auch freiwillig eingenommen - in niedriger Dosis macht der Stoff euphorisch. Doch das Innenministerium warnt: "Die Droge ist sehr gefährlich, weil sie kaum dosierbar ist: Entweder man ist gut drauf, geht k.o., oder man ist tot." Zwei Männer starben nach einer Party 2006 in Köln.
Dem Landeskriminalamt (LKA) ist offiziell erst ein einziger Fall einer unter K.-o.-Tropfen vergewaltigten Frau bekannt. Das Problem sei, dass die Substanz schon nach 24 Stunden im Körper nicht mehr nachweisbar sei. "Die betroffenen Frauen gehen nach einem Sexualdelikt viel zu spät zur Polizei." Meist schämten sie sich, weil sie sich an nichts mehr erinnern können, und glaubten, mitschuld zu sein. Einziger sinnvoller Rat des LKA an Diskogängerinnen: "Getränke selbst bestellen und nicht aus den Augen lassen."