Berlin. Die Bundeswehr ist in Afghanistan an der militärischen Ausbildung Minderjähriger beteiligt.

Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam bestätigte am Dienstag auf Anfrage entsprechende Berichte; er wies aber zugleich darauf hin, dass deutsche Soldaten die Ausbildung nicht selbst vornähmen und auch nicht an der Auswahl der afghanischen Rekruten beteiligt seien. Der verteidigungspolitische Sprecher der Linken, Paul Schäfer, warf der Bundeswehr ein «Training afghanischer Kindersoldaten» vor. Er berief sich dabei auf einen Bericht über die Ausbildung eines 16-Jährigen, den die Bundeswehr auf ihrer Homepage veröffentlicht hatte.

Der Sprecher des Einsatzführungskommandos wies den Vorwurf zurück, die Bundeswehr selbst bilde in Afghanistan minderjährige Soldaten aus. In den afghanischen Einheiten, in denen die Bundeswehr ausbilde, seien alle mindestens 18 Jahre alt. Der Bericht über den 16-Jährigen beziehe sich auf eine Einheit, bei der ein deutscher Offizier nur als «Mentor» dabei sei, der Hilfestellung leiste. Hier habe die Bundeswehr keinen Einfluss auf die Auswahl der jungen Männer.

Im Zusammenhang mit dem Text auf der Bundeswehr-Homepage war allerdings von der Ausbildung der afghanischen Streitkräfte durch die Bundeswehr die Rede. «So ist die Altersspanne breit. Der Jüngste ist gerade 16 Jahre alt, die Älteren bereits Mitte Dreißig», heißt es in dem Bericht. «Die älteren Soldaten sind vor allem ruhiger und beherrschter als ihre jungen Kameraden», wird ein deutscher Offizier zitiert.

"Mit dem Training afghanischer Kindersoldaten reißt die Bundeswehr eine der wenigen verbliebenen moralischen Hürden im Afghanistan-Krieg ein», erklärte dazu Schäfer. Er wies darauf hin, dass sich sowohl Deutschland als auch Afghanistan mit ihrem Beitritt zum UN-Fakultativprotokoll von 2000 verpflichtet hätten keine Minderjährigen an Kampfhandlungen teilnehmen zu lassen. Wenn sich nun die Bundeswehr damit brüste, 16-Jährige auszubilden und dazu auf ihrer Homepage erkläre, «in nicht allzu ferner Zukunft» würden diese «an vorderster Front stehen», offenbare «auf drastische Art die Verrohung, die die Kriegsteilnahme bereits jetzt über die Truppe gebracht hat». (AFP)