Berlin. Nach der Schelte an Angela Merkels Wahlkampfstil von Teilen der Union stellen sich die CDU-Bundestagsabgeordnete aus NRW nun demonstrativ hinter den Kurs der Bundeskanzlerin.

"Ich kann die Kritik nicht verstehen", sagt der Duisburger Bundestagsabgeordnete Thomas Mahlberg zur Debatte um den eher präsidialen Führungsstil von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch dessen Parlamentskollegin Marie-Luise Dött hat dafür kein Verständnis. Nach den CDU-Schlappen bei den Landtagswahlen am Wochenende hatte der Chef der Jungen Union, Philip Mißfelder, gefordert, der Wahlkampf (und damit Merkel) müsse emotionaler werden. Der Chef der Mittelstandsunion, Josef Schlarmann, nannte den Unions-Wahlkampf als "inhaltlich profillos". Merkel hatte danach klargestellt, dass sie die Phon-Zahl in Richtung ihrer politischer Gegner nicht hochschrauben und bei ihrer bisherigen Linie bleiben will.

Als wäre nichts gewesen

Als wäre nichts gewesen, bemühen sich die Unions-Abgeordneten aus NRW nun um ein Wahlkampf-Stimmungsbild, das ein wenig an ein Dasein in einem Friede-Freude-Merkel-Land erinnert. "Frau Merkel soll weitermachen wie bisher", rät Mahlberg der Kanzlerin. In der schwierigen wirtschaftlichen Situation seien polemische Angriffe fehl am Platze. "Ich habe das Gefühl, dass die Menschen Sachlichkeit wollen", so Mahlberg weiter. Bei seinem letzten Wahlkampfauftritt mit der Kanzlerin sei diese "super rübergekommen", findet Mahlberg und schiebt sofort hinterher, dass er durchaus auch kritisch sei und der Kanzlerin nicht nach dem Mund rede.

"Frau Merkel sollte einfach authentisch bleiben", verteidigt Dött die Linie der CDU-Chefin. "Polarisieren passt einfach nicht zu ihr." Damit mache sich die Kanzlerin allenfalls unglaubwürdig. Überhaupt: "Man kann nicht gleichzeitig zusammenarbeiten und dann aufeinander draufhauen", sagte Dött im Hinblick auf den Wahlkampf gegen den bisherigen Außenminister und SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier.

"Ich kann verstehen, wenn nun einige unruhig sind", kommentiert die Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach die Reaktionen aus den eigenen Reihen nach den jüngsten Wahlergebnissen. Vor allem von Kandidaten, die auf der Kippe stünden. Gleichwohl hält auch Fischbach die Kritik am Kanzlerinnen-Wahlkampf für nicht zielführend. Aber so sei es eben: „Sind die Wahlergebnisse gut, war alles richtig, wenn nicht, war alles falsch“, kommentiert sie den vergangenen Wahlsonntag.

Kein Wahlkampf um des Wahlkamps willen

"Die Leute wollen nicht Wahlkampf um des Wahlkampf willens", glaubt der Mülheimer Bundestagsabgeordnete Andreas Schmidt. Genau deshalb fahre die Kanzlerin eine kluge Strategie. Die mache deutlich, dass sie auch noch regiere. Wie viele andere in seiner Partei hält Schmidt nichts von einem Lagerwahlkampf und rechnet dennoch mit einer hohen Wahlbeteiligung am 27. September. "Sie wird bei 80 Prozent liegen", sagt der Mülheimer.

All denjenigen, die mehr Drama im Wahl-Endspurt herbeisehnen, verspricht Schmidt nun spannungsreichere Momente. "Der Wahlkampf wird sich zuspitzen." Immerhin hat Kanzlerin Merkel jüngst dem Konkurrenten Steinmeier Führungsschwäche vorgeworfen...