Paris. In Frankreich hat sich nach neun Tagen ein baldiges Ende des Bahnstreiks abgezeichnet.
Bei den Pariser Verkehrsbetrieben (RATP) ließ nur noch ein Zehntel der Beschäftigten die Arbeit ruhen, wie das Unternehmen mitteilte. Selbst die unnachgiebige Gewerkschaft Sud erklärte, sie setze den Streik bei der RATP «ohne große Überzeugung» fort. Arbeitnehmerchef Didier Le Reste von der größten Bahngewerkschaft CGT sagte, die ersten Dreiergespräche mit Regierung und Chefetage am Vortag hätten gewisse Fortschritte erbracht. Die Mitarbeiter sollten bei Betriebsversammlungen nun darüber entscheiden, ob sie den Streik deshalb beenden wollten.
Laut RATP zeichnete sich in Paris «ganz deutlich» eine Rückkehr zur Normalität ab. Demnach fuhren drei von vier Metros und fast genauso viele Busse in der Hauptstadt wieder normal. Die Schnellbahn zu den Pariser Flughäfen fiel zwar weiter aus, die Beschäftigten stimmten aber für eine Wiederaufnahme der Arbeit. Auf der S-Bahnstrecke RER A fuhr etwa jeder dritte Zug. Normalerweise nutzen 1,7 Millionen Fahrgäste am Tag diese beiden Linien. Viele Franzosen fuhren deshalb wieder mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zur Arbeit, manche machten sich mit Inline-Skates auf den Weg. Bei der Staatsbahn SNCF waren zwei von drei Hochgeschwindigkeitszügen (TGV) in Betrieb.
Bei der Staatsbahn SNCF streikte noch jeder siebte Beschäftigte, nachdem es am Mittwoch noch knapp ein Viertel waren. Vielfach wurde in Betriebsversammlungen für ein Ende des Streiks gestimmt, aber nicht überall. Bahnchefin Anne-Marie Idrac rechnet damit, dass mindestens zwei Tage nötig sind, damit der Verkehr nach Streikende wieder normal läuft. Für den Güterverkehr erklärte die SNCF, sie rechne ab Montag wieder mit normalen Verhältnissen.
Die Eisenbahner waren seit Dienstag vergangener Woche im Ausstand. Sie protestieren gegen die geplante Abschaffung der Frührente in Staatsbetrieben wie der SNCF. Derzeit können die Beschäftigten staatlicher Betriebe - also auch der großen Energieversorger EDF und GDF - teils schon mit 50 Jahren in Rente gehen. Der Streik gegen die geplante Reform kostete das Land täglich bis zu 400 Millionen Euro, wie die Regierung vorrechnete. Präsident Nicolas Sarkozy beteuerte am Dienstag, er werde von seinem Reformvorhaben nicht ablassen. (AFP)