"Idiotentest" auch für Auslandsführerschein

NOTIERT IN BRÜSSELDer Führerscheintourismus in Europa steht vor dem Aus. Der Generalanwalt vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg hat eine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen und dieselbe Position eingenommen wie Bundesverkehrsministerium und der ADAC.

Die sehr wahrscheinliche Folge: Wer seinen Führerschein in Deutschland wegen Trunkenheit am Steuer verloren hat und seine "Rettung" in einem tschechischen oder polnischen Führerschein sucht, kommt künftig am so genannten "Idiotentest" auch hier zu Lande nicht mehr vorbei.

Etliche tausende Autofahrer haben bislang die Grauzone ausgenutzt, die die EU-Führerscheinrichtlinie geschaffen hat. Deutsche Alkoholsünder kommen in Nachbarländern bequem an einen neuen EU-Führerschein, die gefürchtete Medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) verlangen die Straßenverkehrsbehörden in Warschau oder Prag nicht. Eine Fahrprüfung reicht. Der rasche Datenabgleich unter den EU-27 könnte den Führerscheinmissbrauch von Alkoholsündern zwar sofort stoppen, aber ein zentrales EU-Verkehrsregister ist erst ab 2033 in Sicht.

Der ADAC schätzt, dass auf deutschen Straßen tausende alkohol- oder drogenauffällige Autofahrer unterwegs sind, die missbräuchlich an einen neuen Führerschein gelangt sind. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein. Allein in den letzten anderthalb Jahren gerieten 2100 Alkoholsünder mit ausländischem EU-Führerschein erneut in Polizeikontrollen. Ein weiteres Indiz für den boomenden Führerscheintourismus: Die Zahl der MPUs ist auffallend rückläufig.