Diskussion um Minilöhne von drei Euro

Christiane Schönefeld
Christiane Schönefeld © WAZ

NOTIERT IN DÜSSELDORFMit Titeln wie "Von Hartz IV in die große, weite Welt" hatten Schulungsangebote nordrhein-westfälischer Job-Center für junge Arbeitslose zu Zimmermädchen, Hilfsköchen oder Kellnern auf Kreuzfahrtschiffen im Herbst noch positive Schlagzeilen gemacht. Seit das ZDF jedoch den Fall von Sven (20) schilderte, der anschließend als Kellner auf einem Schiff unter rumänischer Flagge landete, hagelt es Kritik. Sven erhielt einen Vertrag über 70 Arbeitsstunden pro Woche für monatlich 850 Euro netto - rund drei Euro Stundenlohn umgerechnet.

"Eine Vermittlung im klassischen Sinne hat nicht stattgefunden", wies Christiane Schönefeld, Direktorin der Agentur für Arbeit in NRW, im Landtag jetzt eine direkte Verantwortung für solch sittenwidrige Arbeitsverträge zurück. Auch deute nichts darauf hin, dass der Betreuer Sven zur Aufnahme der Tätigkeit genötigt habe. Auf Eis gelegt hat die Agentur jedoch die Zusammenarbeit mit der Firma, die die Fortbildung plus Jobbörse mit den Rumänen durchgeführt hat.

Dabei war die "Maßnahme an sich ein Erfolg", sagt Schönefeld. Von 33 Teilnehmern hätten 75 Prozent Arbeit gefunden. Weitere drei Verträge stellten sich allerdings ebenfalls als sittenwidrig heraus. Selbst auf dem "Traumschiff" würden "auch nur 1000 Euro netto" bezahlt, bemühte sich die Agenturchefin um Relativierung des rumänischen Dumpinglohns.

Dagegen wehrt sich die "Traumschiff"-Reederei. Richtig sei zwar, dass bei ihnen ein Steward 1000 Euro netto Grundlohn erhalte, aber "wir sind stolz auf die Besatzung der MS Deutschland und zahlen Überstunden nach Tarif".