Paris/Berlin.

Deutsche Kanzler können mit fast jedem französischen Präsidenten, Sozialdemokraten mit Gaullisten, Christdemokraten mit Sozialisten. Vor fünf Jahren hat Angela Merkel (CDU) noch Partei ergriffen und ein Interview mit Nicolas Sarkozy gegeben. Genutzt hat es dem damaligen Präsidenten wenig. Heute sind die Ansprüche in Berlin eindeutig: Jeder Kandidat geht in Ordnung, nur nicht Marine Le Pen. Sie zu stoppen, ist ein Anliegen, dies- und jenseits des Rheins. Eine „klare republikanische Antwort“ wünscht sich Axel Schäfer. „Mit Le Pen wäre die EU mit großer Wahrscheinlichkeit am Ende“, sagte der Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion dieser Zeitung. „Dann würde es auf eine schleichende Zerstörung Europas hinauslaufen, dann spielt auch das besondere deutsch-französische Verhältnis nicht mehr die entscheidende Rolle“. Le Pen verhindern, ist keine „Mission Impossible“, wie François Fillons Durchmarsch zum Präsidentschaftskandidaten der Konservativen zeigt. Laut einer ersten Umfrage würde der Neogaullist aus der ersten Wahlrunde mit 32 Prozent als Sieger hervorgehen. Insgesamt sind noch fünf Kandidaten im Gespräch.

François Fillon

Es ist kein Geheimnis, dass man sich in Berlin einen Erfolg von Fillons gemäßigteren Parteirivalen Alain Juppé gewünscht hat. Mit ihm wähnte sich Merkel auf einer Linie, eher als mit dem Euroskeptiker und Putinversteher Fillon. Er ist gegen die Russland-Sanktionen, weil er sie für nutzlos hält. Zudem ist er überzeugt, dass die Bemühungen um ein Ende des Kriegs in Syrien nur erfolgreich sein können, wenn man Putin einspannt.


François Hollande

Die Anzeichen verdichten sich, dass der Präsident seine Kandidatur ankündigen will. In diesem Fall müsste er sich Ende Januar erst mal in den Vorwahlen seiner sozialistischen Partei behaupten. Ob er das schafft? Er ist der unpopulärste Präsident seit Langem. Fürs deutsch-französische Verhältnis wäre seine Wahl ein klares Signal: weiter so.

Manuel Valls

Frankreichs Regierungschef ist das Aushängeschild des rechten Flügels der Sozialisten. Im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten Hollande schlägt er gerne mit der Faust auf den Tisch. Valls hält sich bereit, bei den Vorwahlen der Sozialisten zu kandidieren. Noch bemüht er sich, dem Präsidenten eine erneute Bewerbung auszureden. Als Staatschef würde Valls schon wegen seiner proeuropäischen Einstellung den Schulterschluss mit Berlin suchen. Mit einer Ausnahme: Merkels Flüchtlingspolitik passt ihm nicht.

Emmanuel Macron
Auf 14 Prozent schätzen Meinungsforscher den Stimmenanteil von Emmanuel Macron. Präsident Hollandes ehemaliger parteiloser Wirtschaftsminister kandidiert auf eigene Faust. Der 38-jährige Jungstar der französischen Politik predigt die Modernisierung Frankreichs durch liberalsoziale Reformen und eine Runderneuerung des „überholten“ Systems. In Deutschland gilt er als Linksliberaler, mit SPD-Chef Sigmar Gabriel hat er einst ein Positionspapier verfasst.

Marine Le Pen

Sollte die Rechtsextremistin an die Macht kommen, ist die Konfrontation mit Berlin programmiert. Le Pen prangert Merkel als eine Zuchtmeisterin an, die ganz Europa unter die Knute ihrer Sparpolitik zwinge. Nach einem Wahlerfolg will sie binnen 100 Tagen ein Referendum über einen Austritt aus der EU organisieren. Ebenso gehört der Abschied vom Euro zu ihrem Programm. Nicht zuletzt weigert sich Le Pen, einen Unterschied zwischen Migranten und Flüchtlingen zu machen. Schafft sie es in die Stichwahl, ist die „republikanische Antwort“ fällig, von der Schäfer redet: Dann müssen die großen Parteien, Sozialisten und Gaullisten, kooperieren, um sie zu verhindern.