Essen. . In der Türkei arbeiten einem Bericht des britischen Senders BBC zufolge syrische Flüchtlingskinder zum Teil zwölf Stunden lang in Fabriken bei geringem Lohn und unter unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen. Sie müssten Kleidung für Einzel- und Onlinehändler wie Marks & Spencer (M&S) und ASOS fertigen, hieß es in dem TV-Beitrag.

Sie arbeiten zwölf Stunden am Tag für einen Lohn von knapp über einem Euro pro Stunde: Syrische Flüchtlinge, darunter Kinder und Jugendliche, sollen in türkischen Textilbetrieben Kleidung für große Einzel- und Online-Händler herstellen, die auch im Ruhrgebiet viele Filialen besitzen. Das berichtet der britische Sender BBC. Kinderhilfsverbände aus NRW reagieren empört, die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl spricht von „widerlichen Zuständen“. In der Türkei leben seit dem EU-Flüchtlingsabkommen vom März rund drei Millionen Syrer.

Mit versteckter Kamera aufgenommene Bilder zeigen Jugendliche und Kinder beim Nähen und Bügeln. Die Kleidung ist laut Sender für die britische Kaufhauskette Marks & Spencer und den Online-Händler Asos bestimmt. Auf anderen Aufnahmen sind erwachsene Flüchtlinge zu sehen, die Jeans für die Modeketten Zara und Mango mit giftigen Bleichmitteln bearbeiten.

Jörg Denker von der Duisburger Kindernothilfe beschreibt die Lage vieler Flüchtlingskinder als er­schrec­kend. „Sie arbeiten oft unter gefährlichen Bedingungen, erledigen harte körperliche Arbeit.“ Die Flüchtlingsfamilien seien in Not, da die Eltern kaum legale, gut entlohnte Arbeit finden können. Weil die Kinder mitverdienen müssen, besucht nur ein Drittel eine Schule. Karl Kopp von Pro Asyl sagt: „Wir haben dort eine verlorene Generation.“ Ninja Charbonneau vom Hilfswerk Unicef appelliert, der türkische Arbeitsmarkt müsse für Syrer zugänglich sein. „Wir müssen die Ursachen der Kinderarbeit bekämpfen.“

Das spanische Textilunternehmen Zara mit 17 Filialen in NRW unterstreicht, die kritisierte Textilfabrik sei bereits von ihm selbst kontrolliert worden. Man habe den Besitzer aufgefordert, Sicherheitsmängel zu beseitigen. Minderjährige seien bei unangemeldeten Besuchen nie angetroffen worden.

Kinderarbeit werde nicht toleriert, heißt es auch von den anderen betroffenen Firmen. Branchenkenner halten sie aber nicht für ausgeschlossen. Der Markt sei so unübersichtlich, dass wirksame Kontrollen kaum möglich seien. Verbraucherschützer Dirk Petersen bemängelt zugleich das fehlende Interesse vieler Konsumenten an den Produktionsbedingungen ihrer Kleidung. „Wer will, kann sich über nachhaltige Textilien informieren.“ Für faire Produktion etwa stehe das internationale GOTS-Siegel.