Essen. . Bundespräsident Joachim Gauck hat das Engagement von Unternehmen und ihren Mitarbeitern für die Integration von Flüchtlingen gewürdigt.

Bundespräsident Joachim Gauck hat die deutschen Unternehmen ermuntert, mehr Ausbildungsstellen und Arbeitsplätze für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Bei einem Besuch der Thyssen-Krupp-Zentrale in Essen würdigte das Staatsoberhaupt am Freitag das Netzwerk „Wir zusammen“, dem sich 116 Unternehmen angeschlossen haben.

„Die deutschen Unternehmen sind von einer Verantwortungskultur geprägt, die es nicht überall auf der Welt gibt“, lobte Gauck die Initiative „Wir zusammen“. Das Netzwerk wurde im vergangenen Herbst auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern zählen auch Ruhrgebietskonzerne wie Thyssen-Krupp, Evonik und Haniel. Nach Angaben des Netzwerks stehen inzwischen mehr als 3300 Praktikumsplätze für Flüchtlinge zur Verfügung. Davon seien über 1800 bereits besetzt. Rund 450 Zugereiste haben durch „Wir zusammen“ eine feste Anstellung erhalten.

Auch Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger wirbt bei der deutschen Wirtschaft.

Der Bundespräsident warb eindringlich dafür, dass sich weitere Firmen der Initiative anschließen. „Mir schwant, dass die Zahl der Unternehmen in Deutschland höher ist als 116“, sagte Gauck mit einem Augenzwinkern und kündigte an, dass er sich für die Integration von Flüchtlingen auch nach Ablauf seiner Amtszeit im Frühjahr 2017 einsetzen werde.

Auch Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger warb für das Engagement der deutschen Wirtschaft. „Qualifikation ist für mich ein Schlüsselbegriff, wenn wir über die Integration durch Arbeit sprechen“, sagte der Manager. Er unterstrich aber auch, dass die Firmen „eigenes Engagement und eigene Leistung“ von den Flüchtlingen erwarteten. Thyssen-Krupp will nach Angaben Hiesingers bis September 2017 zusätzlich 230 Praktika und 150 Ausbildungsplätze für Flüchtlinge schaffen.

Zusätzliche Anstrengungen bei der Integration der Asylbewerber auf dem Arbeitsmarkt fordert auch Industrie-Präsident Ulrich Grillo. Im Gespräch mit der WAZ kritisierte der Duisburger Unternehmer die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Sinnvoll wäre, das Beschäftigungsverbot in der Zeitarbeit vollständig auszusetzen“, sagte Grillo, der mehr Mut von der Politik forderte.