Düsseldorf. FDP-Chef Christian Lindner fordert von Muslimen eine deutliche Distanzierung von radikalen Strömungen. Der Ditib müsse sich von Edogan lösen.
- Kritik an Ditib und Zentralverband
- Koranschulen sollen überwacht werden
- "Grundgesetz gilt auch hinter verschlossenen Wohnungstüren"
FDP-Chef Christian Lindner geht auf Distanz zu jenen, die sagen, der Islam gehöre zu Deutschland. „Der Satz, dass der Islam zu Deutschland gehöre, ist mir zu pauschal. Das kann als kritikloses Nebeneinander missverstanden werden“, sagte Linder dieser Redaktion. Er sei überzeugt, dass auch Muslime sich – wie die katholische Kirche – der Kritik an ihren Glaubensinhalten stellen müssten.
„Man muss klar sagen, dass besonders konservative oder gar radikale Interpretationen des Koran eben nicht zu Deutschland passen und hier nicht toleriert werden. Das Grundgesetz gilt auch hinter der verschlossenen Wohnungstüre“, so Linder. Von den Millionen Muslimen, die in Deutschland bestens integriert seien, dürfe man erwarten, dass sie „noch entschlossener auf Radikale in ihren Reihen einwirken“.
Lindner kritisiert außerdem die Rolle des Moscheeverbandes Ditib und des Zentralrats der Muslime. Weil die Regierung Erdogan über Ditib Einfluss auf Türken in Deutschland nehme, müsse die Rolle, die Ditib beim islamischen Religionsunterricht in NRW spielt, „neu geprüft werden“. Sollte sich der Verband nicht von Ankara distanzieren, müsse Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) „noch vor Beginn des neuen Schuljahres Konsequenzen ziehen“.
Keine „blickdichten Parallelwelten“
Über den Zentralrat der Muslime sagte Lindner: „Er darf nicht nur Anwalt der Gläubigen in Deutschland sein, sondern muss stärker Anwalt unserer gemeinsamen Gesellschaft gegenüber den Gläubigen werden.“ Der FDP-Vorsitzende forderte darüber hinaus, Koranschulen intensiv durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen. „Blickdichte Parallelwelten“ dürften gar nicht erst entstehen.
Toleranz, findet der Liberale, dürfe auch von den Muslimen in Deutschland eingefordert werden: „Es ist nicht angebracht, jede Praxis der Religionsausübung in unserem Land zu akzeptieren, wenn sie gegen unsere freiheitliche, vielfältige und weltoffene Werteordnung verstößt. Wir müssen daher auch von der muslimischen Gemeinschaft Toleranz einfordern gegenüber Frauen und anderen Religionen.“
Wenn ein Imam der Lehrerin seines Sohnes den Handschlag verweigere, sei das nicht Ausdruck von Religionsfreiheit, sondern von Frauenfeindlichkeit. An einer Berliner Privatschule hatte es einen solchen Fall gegeben. „Das darf nicht bagatellisiert werden, sondern muss offensiv argumentiert und möglicherweise auch sanktioniert werden, weil es in unserem Kulturkreis mindestens eine Beleidigung ist.“