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Wenn Recep Tayyip Erdogan Deutschland besucht, feiern ihn seine Anhänger wie einen Popstar. Knapp 20 000 Menschen strömten 2014 nach Köln , um ihn zu bejubeln. „Die Türkei wird stärker werden. Und unsere Wirtschaft wird noch schneller wachsen“, rief er den „Brüdern und Schwestern“ zu.

„Die Regierungspartei AKP von Erdogan ist die erste Partei, die aktiv und bewusst die Türkeistämmigen in Deutschland als Wählerpotenzial wahrnimmt“, sagt der Dortmunder Sozialwissenschaftler Ahmet Toprak. Vermutlich sei Erdogan der einzige Politiker, der im Ausland Wahlkampf betreibt. Dabei erhält er mächtige Unterstützung: Die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) und die Türkisch-Islamische Union Ditib, beide mit Sitz in Köln, gelten als der politische und religiöse Arm von Erdogan. Sie nehmen seine Interessen wahr und haben großen Einfluss auf die Türkeistämmigen in Deutschland. Die Ditib ist ein vom türkischen Staat gelenkter Dachverband von etwa 900 Moscheevereinen in Deutschland. Zu Erdogans Lobby-Organisationen zählt auch die „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs“ (IGMG). Das Bundesamt für Verfassungsschutz beurteilte ihre Zielsetzung als in Teilen extremistisch.

In NRW leben nach Angaben des Statistischen Landesamtes fast eine Million Menschen mit türkischen Wurzeln. Unter ihnen genießt Erdogan großen Rückhalt. Bei der Präsidentschaftswahl 2014 stimmten 75 Prozent der NRW-Wahlberechtigten für ihn.