Hamburg/Berlin. Der Hamburger Bundestagsabgeordnete und Langzeitstudent Niels Annen (SPD) wird die Universität ohne Abschluss verlassen.

Der Parteilinke, der seit 1994 in der Hansestadt für Geschichte, Lateinamerikastudien und Geografie eingeschrieben ist, bestätigte am Donnerstag entsprechende Zeitungsberichte. Seine politische Arbeit verlange eben «vollen Einsatz», sagte der 35-Jährige. Er sei schon länger nicht mehr zu Uniseminaren gegangen, habe allerdings außer dem obligatorischen Latinum sowie der Magisterarbeit nebst Abschlussprüfungen sämtliche Scheine beisammen gehabt.

Lebensplanung durcheinander gebracht

Die vorgezogene Bundestagswahl 2005, bei der er erstmals kandidierte, habe seine «persönliche Lebensplanung durcheinander gebracht», schreibt Annen in einem Brief an die SPD-Mitglieder in seinem Wahlkreis Hamburg-Eimsbüttel, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Neben seinem Mandat habe er zudem in der SPD-Programmkommission am neuen «Hamburger» Grundsatzprogramm der Partei aktiv mitgearbeitet. Hinzu komme, dass er trotz «intensiver Vorbereitung» mit Privatunterricht bei der Lateinprüfung bereits im Herbst 2007 durchgefallen sei. Nun bitte er um Verständnis für den Abbruch seines Studiums, auch wenn er so «die Zusage, die ich Euch im Vorfeld der Wahl gemacht habe», nicht einhalte.

«26 oder 27 Semester»

Trotz fehlenden Abschlusses sehe er seine «26 oder 27 Semester» - so genau habe er das selbst nicht im Kopf - nicht als verloren an, sagte Annen am Donnerstag zu AFP. Er habe im Studium viel gelernt und unter anderem ein Jahr in Madrid verbracht. Sein Entschluss gelte unabhängig von der Frage, ob ihm im kommenden Herbst die Wiederwahl in den Bundestag gelinge. Dem Ex-Juso-Chef und Mitglied des SPD-Parteivorstands waren seine Studiendauer und das Fehlen eines Berufsabschlusses - auch von Genossen - wiederholt vorgeworfen worden.

ds/ul

AFP