Wie wir mit dem Elend vor den Toren Europas umgehen, wie wir Humanität und Ordnung im Einklang halten, wie wir die Krisen um uns herum bewältigen können, das verrät uns der Leitsatz des 100. Katholikentages: „Seht, da ist der Mensch.“
Diesen Ausspruch von Pontius Pilatus aus dem Johannisevangelium (19,5) können Christen als Richtschnur in ihrem Alltag ansehen. Wer in jedem Menschen Gott sieht, gibt ihm Wert und Würde. Wenden wir uns dem ganzen Menschen zu und geben wir ihm eine Chance, können wir erkennen, was alles in ihm steckt.
Die Kernbotschaft aus Leipzig geht aber noch viel weiter: Katholiken sollen sich aktiv in gesellschaftliche Belange einmischen. Sie sollen Flagge zeigen – auch gegenüber Politikern. Sei es mit Blick auf TTIP, der Einsatz für eine faire Welt des Handels, sei es die Ablehnung eines stetig wachsenden Rüstungsmarktes, der in Krisengebieten als Lunte dient, oder seien es konkrete Klimaziele – Katholiken sollen Verantwortung übernehmen.
Ein so klares Bekenntnis, Moral weit über die eigene Kirchengemeinde zu transportieren, hat es auf keinem anderen Katholikentag zuvor gegeben. Das heißt konkret: Augen auf und nicht beschämt auf den Boden schauen – und nach christlicher Wertvorstellung handeln. Nicht für Institutionen, sondern für Menschen, die wie Flüchtlinge Hilfe benötigen. Die Umsetzung mag nicht einfach sein, aber das war Christ sein noch nie.
Der Katholikentag in Leipzig setzt Zeichen und macht Mut. Nun kommt es darauf an, ihn nicht wieder zu verlieren, um im Alltag selbstbewusst als Christ aufzutreten.