Washington. .
Donald Trump gegen Hillary Clinton: Lange sah es so aus, als habe der republikanische Präsidentschaftskandidat keine Chance gegen die Demokratin. Doch das Blatt scheint sich zu wenden. In Umfragen liegt der Milliardär im virtuellen Wettbewerb inzwischen gleichauf. Einige Erhebungen sehen ihn sogar vorn. „Man muss sich an die Vorstellung gewöhnen“, schreiben Leitartikler, „dass Trump am 8. November gewinnen kann.“ Seine Ausgangsposition vor den letzten Vorwahlen am 7. Juni in Kalifornien ist günstiger als die Clintons. Trump hat die nötigen 1237 Delegiertenstimmen bereits, um auf dem Parteitag in Cleveland Mitte Juli offiziell aufs Podest gehoben zu werden. Seit Trump die letzten Widersacher Ted Cruz und John Kasich zur Aufgabe gezwungen hat, geht der parteiinternen „Niemals Trump“-Bewegung der Sauerstoff aus.
Hillary Clinton dagegen ist sieben Wochen vor dem Nominierungsparteitag der Demokraten immer noch in der Logik der Vorwahlen gefangen. Der Ex-Außenministerin fehlen gut 100 Delegiertenstimmen. Solange sie nicht die designierte Kandidatin ihrer Partei ist, sind ihr im Umgang mit dem Lager ihres linkspopulistischen Widersachers Bernie Sanders (74) Fesseln angelegt.
Und Trump zieht alle Register, um die mäßigen Beliebtheitswerte Clintons weiter zu pulverisieren. Bill Clintons Frauenaffären in den 90er-Jahren, Verschwörungstheorien um den Selbstmord eines früheren Clinton-Mitarbeiters: Trump schreckt vor keiner Schmutzigkeit zurück, um den verbreiteten Eindruck zu festigen, Hillary sei eine Person mit einem elastischen Verhältnis zur Wahrheit. Auf dieses Konto zahlte gerade erst Clintons Ex-Arbeitgeber ein. Der Generalinspekteur des Außenministeriums schurigelte die 68-Jährige, bei der Verwendung eines privaten E-Mail-Kontos als Außenministerin regelwidrig und fahrlässig vorgegangen zu sein. Sollten Untersuchungen der Bundespolizei FBI ergeben, dass dabei Staatsgeheimnisse betroffen waren, wird der Druck auf das Justizministerium groß, Anklage gegen Clinton zu erheben. „Das könnte den ‚Sudden Death‘ für Clintons Kandidatur bedeuten“, sagen Vertreter von US-Denkfabriken in Anlehnung an einen Begriff aus dem Eishockey – „den plötzlichen Tod“.