Berlin.

Die deutsche Versicherungswirtschaft wehrt sich gegen die Kritik an der Riester-Rente und fordert die Politik zu Reformen auf.

„Alle, die jetzt ein Konzept verteufeln, für das sie vor 15 Jahren geworben haben, zerstören Vertrauen“, sagte der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland, dieser Zeitung. „Mehr als 16 Millionen Menschen sind den Empfehlungen der Politik gefolgt und haben privat vorgesorgt. Will man 16 Millionen für dumm verkaufen?“ Insgesamt 16,5 Millionen Riester-Verträge seien für ein freiwilliges Angebot eine gute Bilanz. 2015 seien 360 000 Riester-Versicherungsverträge neu abgeschlossen worden.

Kritik, dass von der Riester-Rente vor allem Gutverdiener profitieren, will der Verbandspräsident nicht gelten lassen. Rund 40 Prozent der Geringverdiener mit unter 1500 Euro brutto im Monat hätten Riester-Verträge abgeschlossen. Damit sich die Zahl erhöht, schlagen die Versicherungen vor, private Vorsorge nicht mehr automatisch auf die Grundsicherung anzurechnen und Freibeträge einzuführen. „Es ist nicht motivierend, wenn man vorgesorgt hat und am Ende nicht besser dasteht“, so Erdland.

Außerdem sollten auch Selbstständige Riester-Verträge abschließen können und die Einzahlung in diese Vorsorgeform flexibilisiert werden. So sollten Sparer Beitragszeiten nachholen können, wenn sie die Zahlungen eine Zeitlang aussetzen. Die Versicherungswirtschaft dringt außerdem darauf, die staatliche Verwaltung der Zulagen zu vereinfachen. Ein Viertel der Riester-Kosten entfällt laut GDV-Schätzung auf die „staatliche Verwaltung mit 1000 Mitarbeitern“, die Veränderungen in den Einkommensverhältnissen der Kunden kontrolliere. Das sei unnötig.

Erdland macht sich auch für einen „sanften Zwang“ zur Vorsorge stark. So sollten Arbeitsverträge automatisch eine zusätzliche Altersvorsorge enthalten, wenn der Arbeitnehmer nicht widerspricht („Opting-Out-Regel“). Der GDV-Präsident versprach, Riester-Produkte würden transparenter, die Kosten niedriger.