Berlin. Die Deutschen werden älter, daher sollen sie auch länger arbeiten, findet Wolfgang Schäuble – und warnt vor einer Kostenexplosion.
- Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich für einen späteren Rentenbeginn in Deutschland ausgesprochen
- Lebensarbeitszeit und Lebenserwartung sollten in einen fast automatischen Zusammenhang gebracht werden
- Junge Union fordert eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters ab 2030 von 67 auf 70 Jahre
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich angesichts der Alterung der Gesellschaft für einen späteren Rentenbeginn in Deutschland ausgesprochen. Er glaube, es mache relativ viel Sinn, die Lebensarbeitszeit und die Lebenserwartung in einen fast automatischen Zusammenhang auch in der Rentenformel zu bringen, sagte Schäuble am Mittwochabend in Berlin. Die Altersgrenze sollte zudem stärker flexibilisiert werden. Auch müsse das Erwerbspotenzial in Deutschland erhöht werden.
„Wir müssen uns auf die demografische Entwicklung vorbereiten“, um die sozialen Sicherungssysteme zu stabilisieren, sagte Schäuble. Da werde das größte Problem das Gesundheitssystem sein. Dies werde Deutschland in nächster Zeit noch „bitter schwer“ gesellschaftlich beschäftigen. Er verwies unter anderem auf die Kostenexplosion. Dies dürfe aber nicht tabuisiert werden. Dasselbe gelte für das Thema Pflege. Die Altersvorsorge und das Rentensystem könnten trotz der Niedrigzinsen gehalten werden, wenn das Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge erhalten bleibe.
Junge Union will Renteneintrittsalter schrittweise auf 70 anheben
Ganz ähnlich wie Schäuble äußert sich die Junge Union zu einer Rentenreform. Die Nachwuchsorganisation der Union fordert eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters ab 2030 von 67 auf 70 Jahre. „Um das Rentenniveau künftig nicht so weit absenken zu müssen, dass immer weniger Menschen davon leben können, sollten wir das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung koppeln“, sagte JU-Chef Paul Ziemiak der „Rheinischen Post“. Dies würde nur einen moderaten Anstieg des gesetzlichen Renteneintrittsalters zur Folge haben.
„Der Jahrgang 1985, dem ich angehöre, müsste bis zum Alter von 67,5 Jahren erwerbstätig bleiben“, erklärte Ziemiak. Ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren würde erst im Jahr 2100 erreicht.
Am Mittwoch hatte das Bundeskabinett die höchste Rentenerhöhung seit 20 Jahren beschlossen. Die rund 20 Millionen Rentner bekommen ab Sommer deutlich höhere Bezüge. In Westdeutschland steigt die Rente zum 1. Juli um 4,25 Prozent, im Osten um 5,95 Prozent. (dpa)